Freizeit & Reisen
© Rothenburg / FrankenTourismus
09.12.2024
Artikel zum Hören 10:43 Min.
Lesedauer ca. 8 :00 Min.
09.12.2024
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Zeitreise ins Märchenland: Rothenburg ob der Tauber

Wenn man durch das mächtige Stadttor von Rothenburg ob der Tauber tritt, scheint die Gegenwart plötzlich ganz weit weg. Der Duft von Lebkuchen und frischem Gebäck weht durch die engen Gassen, während die jahrhundertealten Fachwerkhäuser wie steinerne Wächter der Vergangenheit auf die Besucher schauen. In einer Welt, die von Smartphones, Schnelllebigkeit und Beton beherrscht wird, ist dieses fränkische Kleinod ein seltenes Refugium – ein lebendiges Märchen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Ein Kleinod an der Romantischen Straße

Rothenburg ob der Tauber ist mehr als eine Stadt, es ist ein Versprechen. Das Versprechen, dass Geschichte nicht nur etwas ist, das man in verstaubten Büchern liest, sondern etwas, das man erleben, atmen und fühlen kann. Die Stadt liegt idyllisch an der Romantischen Straße, jener berühmten Touristenroute, die sich wie ein roter Faden durch einige der schönsten Orte Süddeutschlands zieht. Was Rothenburg aber auszeichnet, ist seine Authentizität.

Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Städten, die von Kriegen und Katastrophen heimgesucht wurden, blieb Rothenburg über die Jahrhunderte nahezu unversehrt. Die verwinkelten Gassen, das Kopfsteinpflaster und die imposante Stadtmauer wirken, als hätte sie ein Künstler mit feiner Hand aus dem Mittelalter in die Gegenwart gezaubert. Es ist diese makellose Kulisse, die Rothenburg den Ruf eingebracht hat, eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Europas zu sein. Doch genug der Lobeshymnen – was macht Rothenburg eigentlich so besonders?

Der Marktplatz: Das Herz des Märchens

© Rothenburg Tourismus Service / W. Pfitzinger

Der Marktplatz: Das Herz des Märchens

Wenn Rothenburg ob der Tauber ein Herz hat, dann schlägt es auf dem Marktplatz. Hier treffen sich Einheimische und Gäste, hier beginnt die Entdeckungsreise durch die Stadt. Im Zentrum erhebt sich das imposante Rathaus, dessen gotischer Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt und dessen Renaissancefassade mit dem geschwungenen Treppenaufgang fast filmreif ist. Wer sich traut, kann den Turm besteigen und wird mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt und das umliegende Taubertal belohnt. Von hier aus erstreckt sich Rothenburg wie ein Teppich aus roten Ziegeldächern und schlanken Türmen, umrahmt von dichten Wäldern und sanften Hügeln.

Doch der Marktplatz ist nicht nur ein Ort für den schnellen Schnappschuss. Er ist das lebendige Zentrum der Stadt, ein Ort, an dem man sich Zeit nehmen sollte. Im Sommer füllen sich die Straßencafés mit Menschen, die ihren Kaffee in der Sonne genießen, während das Treiben der Stadt an ihnen vorbeizieht. Im Winter verwandelt sich der Platz in eine zauberhafte Winterwelt, wenn der berühmte Weihnachtsmarkt seine Pforten öffnet und der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln die Luft erfüllt.

Die Stadtmauer: Auf den Spuren der Geschichte

© Rothenburg/FrankenTourismus/Respondek

Die Stadtmauer: Auf den Spuren der Geschichte

Zu den eindrucksvollsten Erlebnissen in Rothenburg ob der Tauber gehört ein Spaziergang auf der alten Stadtmauer. Diese gewaltige Befestigungsanlage, die die gesamte Altstadt umgibt, ist fast vollständig erhalten und bietet dem Besucher die Möglichkeit, die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive zu erleben. Der Weg entlang der Stadtmauer, gesäumt von mächtigen Türmen und wehrhaften Bastionen, führt durch Jahrhunderte deutscher Geschichte.

Einst zum Schutz vor feindlichen Angriffen errichtet, erzählt die Stadtmauer heute Geschichten von tapferen Rittern, gefährlichen Belagerungen und triumphalen Siegen. Jeder Turm, jeder Wehrgang hat seine eigene Geschichte. Besonders eindrucksvoll ist der Röderturm, einer der höchsten und am besten erhaltenen Wehrtürme. Wer den steilen Aufstieg wagt, wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt – bei klarem Wetter reicht der Blick bis ins ferne Würzburg.

Die Stadtmauer ist aber nicht nur ein historisches Relikt. Sie ist auch ein Zeugnis der Handwerkskunst und des Einfallsreichtums der mittelalterlichen Baumeister, denen es gelungen ist, ein Bauwerk zu errichten, das die Zeiten überdauert hat. Bei einem Spaziergang über den Wehrgang spürt man fast die Anwesenheit der Wächter, die hier einst ihre Runden drehten, immer auf der Hut vor möglichen Eindringlingen.

Die Altstadt: eine Reise in die Vergangenheit

© FrankenTourismus / Holger Leue

Die Altstadt: eine Reise in die Vergangenheit

Wer durch die verwinkelten Gassen von Rothenburg ob der Tauber schlendert, fühlt sich unweigerlich in eine andere Zeit versetzt. Dicht an dicht drängen sich die Fachwerkhäuser und erzählen von einer Zeit, in der das Leben langsamer und beschaulicher verlief. Ihre farbenfrohen Fassaden, oft mit Blumen und kunstvollen Verzierungen geschmückt, machen jeden Spaziergang zu einer Augenweide. Ein besonders schönes Beispiel für die Architektur der Stadt ist das Plönlein – eine malerische Weggabelung, die als eines der meistfotografierten Motive Rothenburgs gilt. Hier verschmelzen alle Elemente der Stadt zu einem Bild: das Kopfsteinpflaster, die Fachwerkhäuser und die mittelalterlichen Wehrtürme im Hintergrund. Ein Anblick, der Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht und mit ein Grund dafür ist, dass Rothenburg als eine der romantischsten Städte Deutschlands gilt.

Doch Rothenburg ob der Tauber ist nicht nur schön anzusehen – es ist auch ein Ort voller Leben. Abseits der touristischen Hotspots gibt es zahlreiche kleine Geschäfte, in denen man lokales Kunsthandwerk, Antiquitäten und kulinarische Spezialitäten entdecken kann. Besonders beliebt sind die berühmten „Schneeballen“ – eine süße Leckerei aus Mürbeteig, die in Puderzucker, Schokolade oder Zimt gewälzt wird. Diese Delikatesse wird seit Jahrhunderten in Rothenburg hergestellt und ist ein Muss für jeden Besucher.

Weihnachtsmarkt: Zauber der kalten Jahreszeit

© Rothenburg / FrankenTourismus

Weihnachtsmarkt: Zauber der kalten Jahreszeit

Wenn die Tage kürzer werden und der erste Schnee fällt, verwandelt sich Rothenburg ob der Tauber in ein Winterwunderland. Der Weihnachtsmarkt, der traditionell Ende November beginnt, ist einer der ältesten und schönsten in ganz Deutschland. Die historische Kulisse der Stadt bietet den perfekten Rahmen für die festlich geschmückten Stände, an denen Kunsthandwerk, Weihnachtsschmuck und kulinarische Köstlichkeiten angeboten werden.

Besonders beeindruckend ist der Anblick der beleuchteten Stadt in den Abendstunden. Die Lichterketten über den Gassen, der sanfte Schein der Kerzen und der Duft von Tannengrün und Lebkuchen schaffen eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Es ist eine Zeit, in der die Welt draußen für einen Moment still zu stehen scheint, während Rothenburg in einem Meer aus Lichtern und Farben erstrahlt.

Ein Höhepunkt des Weihnachtsmarktes ist der Reiterlesmarkt, benannt nach einer lokalen Sagengestalt. Das Reiterle, eine mystische Gestalt, die in den Rauhnächten durch die Lüfte reitet, ist das Symbol für die dunkle, geheimnisvolle Seite der Weihnachtszeit. Der Markt, der seinen Namen dieser Figur verdankt, zieht mit seiner besonderen Atmosphäre und seinem reichhaltigen Waren- und Speisenangebot Besucher aus aller Welt an.

Geschichte erleben: Das Mittelalterfest

© Rothenburg Tourismus Service/W. Pfitzinger

Geschichte erleben: Das Mittelalterfest

Ein weiterer Höhepunkt im Jahreskalender von Rothenburg ob der Tauber sind die Reichsstadt-Festtage, die alljährlich im September stattfinden. Dieses Fest, das an die glanzvolle Zeit der freien Reichsstadt Rothenburg erinnert, ist eine Hommage an das mittelalterliche Erbe der Stadt. Während des Festes verwandeln sich die Straßen und Plätze der Altstadt in eine riesige Bühne, auf der Ritterturniere, historische Umzüge und mittelalterliche Märkte stattfinden.

Die Besucher können in die Rolle von Rittern, Burgfräulein oder Handwerkern schlüpfen und das Leben im Mittelalter hautnah erleben. Die Stadt wird zur Kulisse für spektakuläre Schaukämpfe, Musik und Tanz, während der Duft von gebratenem Fleisch und frisch gebackenem Brot die Luft erfüllt. Dann feiert Rothenburg ob der Tauber nicht nur seine Vergangenheit, sondern lässt sie lebendig werden.

Das Kriminalmuseum: Ein Blick in die dunkle Vergangenheit

© Rothenburg/FrankenTourismus/Respondek

Das Kriminalmuseum: Ein Blick in die dunkle Vergangenheit

Doch nicht alles an Rothenburg ist märchenhaft und romantisch. Die Stadt hat auch eine dunkle Seite, die im Mittelalterlichen Kriminalmuseum eindrucksvoll dokumentiert wird. Das einzigartige Museum in einem historischen Gebäude zeigt eine beeindruckende Sammlung von Folterinstrumenten, Richtschwertern und anderen grausamen Relikten aus einer Zeit, in der Recht mit harter Hand durchgesetzt wurde.

Das Kriminalmuseum bietet einen faszinierenden, wenn auch schaurigen Einblick in die Rechtsprechung des Mittelalters und zeigt, wie weit der Mensch bereit war, für Recht und Ordnung zu gehen. Von der „Eisernen Jungfrau“ bis hin zu den berüchtigten Prangerstrafen – das Museum zeigt ein düsteres, aber auch lehrreiches Kapitel der Rothenburger Geschichte.

Zauber der Nacht: Rothenburg mit dem Nachtwächter erleben

© Rothenburg Tourismus Service / James Derheim, European Focus Private Tours

Zauber der Nacht: Rothenburg mit dem Nachtwächter erleben

Nach Einbruch der Dunkelheit zeigt sich Rothenburg ob der Tauber von einer ganz besonderen Seite. Wenn die letzten Sonnenstrahlen hinter den Hügeln verschwinden und die Gassen in sanftes Laternenlicht getaucht werden, beginnt die Zeit der Nachtwächter. Kostümierte Nachtwächter führen mit Hellebarde und Laterne durch die Stadt und bieten ein unvergessliches Erlebnis. Der Nachtwächter erzählt von den Geheimnissen und Mythen, die sich um die alten Mauern ranken, von den Gefahren, die in den dunklen Gassen lauerten und von den mutigen Männern, die einst für die Sicherheit der Stadt sorgten. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die bei Nacht ihren ganz besonderen Reiz entfaltet. Die Geschichten, die der Nachtwächter erzählt, sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und geben tiefe Einblicke in das Leben im mittelalterlichen Rothenburg

Ein lebendiges Märchen, das nie endet

Rothenburg ob der Tauber ist ein Ort, der sich in die Herzen seiner Besucher einprägt. Ein Ort, an dem die Vergangenheit nicht nur lebendig bleibt, sondern Teil des Alltags ist. Die Stadt hat es geschafft, ihre historische Substanz zu bewahren und gleichzeitig ein lebendiges Zentrum zu bleiben, das Tradition und Moderne auf einzigartige Weise verbindet. Und wer einmal hier war, versteht, warum so viele Menschen immer wieder kommen. Denn Rothenburg ist nicht nur eine Stadt – es ist ein Erlebnis, das man nie vergisst.

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Zeitreise ins Märchenland: Rothenburg ob der Tauber
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