Mobilität & Verkehr
26.06.2023
Artikel zum Hören 05:33 Min.
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Fesseln des Fortschritts – Eine Zeitreise mit dem Sicherheitsgurt

Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum rasanten Tempo der modernen Automobilindustrie hat ein Element seinen Platz dauerhaft behauptet: der Sicherheitsgurt. Diese einfache Vorrichtung, die den Fahrenden und die Insassen an ihrem Platz hält, wurde oft als lästig empfunden, hat sich aber im Laufe der Zeit als lebensrettend erwiesen. Begleiten Sie uns auf eine spannende Reise durch die Geschichte des Sicherheitsgurts von seinen Anfängen bis heute.

Die ersten Sicherheitsgurte, die anfänglich in den Automobilen eingeführt wurden, waren einfach und sollten lediglich verhindern, dass die Insassen aus dem Fahrzeug geschleudert wurden. Sie boten wenig Schutz bei einem Aufprall und waren weit von dem entfernt, was wir heute als Standard ansehen.

Die 50er Jahre waren für die Automobilindustrie eine Zeit des Umbruchs. Es war das Jahrzehnt, in dem das Automobil vom luxuriösen Statussymbol zum praktischen Fortbewegungsmittel für den Durchschnittsbürger wurde. Mit der wachsenden Zahl von Autos auf den Straßen stieg jedoch auch die Zahl der Unfälle, was zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Sicherheit im Fahrzeug führte.

Eine schwedische Erfindung macht das Autofahren noch sicherer

Der Dreipunkt-Sicherheitsgurt eines Volvo PV 544 aus dem Jahr 1961. © Volvo Car Group

Eine schwedische Erfindung macht das Autofahren noch sicherer

Vor diesem Hintergrund präsentierte der schwedische Automobilhersteller Volvo eine bahnbrechende Innovation: den Dreipunktgurt. Entwickelt von dem genialen Ingenieur Nils Bohlin, hat dieser Gurt große Vorteile gegenüber den einfachen Zweipunktgurten der damaligen Zeit. Der Dreipunktgurt verteilt die Kräfte, die bei einem Aufprall auf den Körper einwirkten, auf die stärksten Teile des menschlichen Körpers – Becken, Brust und Schultern. Dadurch verringert sich das Risiko schwerer Verletzungen deutlich.

Doch diese technische Errungenschaft wäre vielleicht nur eine Fußnote in der Geschichte geblieben, wenn Volvo das Patent für sich behalten hätte. Stattdessen erkannte das Unternehmen die immense Bedeutung des Dreipunktgurtes für die Sicherheit aller Fahrerenden sowie Insassen und traf eine bemerkenswerte Entscheidung: Volvo verzichtete auf sein Patent und die damit verbundenen Einnahmen. Stattdessen erteilte das schwedische Unternehmen allen Autoherstellern weltweit die Erlaubnis, den Dreipunktgurt in ihren Fahrzeugen zu einzubauen.

Dieser großzügige Schritt hat zweifellos unzählige Leben gerettet. Tatsächlich schätzen Fachleute, dass der Dreipunktgurt seit seiner Einführung mehr Menschen vor dem Tod bewahrt hat als jede andere Sicherheitstechnologie im Automobilbereich. Er hat den Standard für Fahrzeugsicherheit gesetzt und ist bis heute einer der wichtigsten Faktoren für die Reduzierung von Verletzungen bei Verkehrsunfällen.

Gurtstraffer verringert Schwere der Verletzungen

Überschlagstest mit Dreipunkt-Sicherheitsgurt im Volvo PV544 auf dem Frankfurter Messegelände. © Volvo Car Group

Gurtstraffer verringert Schwere der Verletzungen

Die 60er und 70er Jahre waren eine Zeit intensiver Entwicklungen auf dem Gebiet der Fahrzeugsicherheit. Die Erkenntnis, dass der Sicherheitsgurt mehr kann, als nur die Insassen im Fahrzeug zu halten, führte zur Einführung von Gurtstraffern. Bei einem Aufprall zieht ein Gurtstraffer den Gurt fest und verringert so die Gefahr, dass die Insassen gegen die Fahrgastzelle geschleudert werden. Dies war ein bedeutender Fortschritt und trug wesentlich dazu bei, die Schwere der Verletzungen bei Unfällen zu verringern.

Gleichzeitig wurden in diesem Zeitraum automatische Sicherheitsgurte eingeführt. Diese Neuerung war eine direkte Reaktion auf die Tatsache, dass trotz zunehmender Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Sicherheitsgurten diese nicht angelegt wurden. Automatikgurte waren so konstruiert, dass sie sich automatisch um den Körper des Insassen legten, sobald der Motor angelassen wurde. Diese Gurtsysteme verbanden Komfort mit Sicherheit und ermöglichten es mehr Menschen, von der lebensrettenden Wirkung des Sicherheitsgurts zu profitieren.

In den 80er und 90er Jahren machte die Gurttechnologie weitere bedeutende Fortschritte. Eine der wichtigsten Innovationen dieser Zeit war der Gurtairbag. Diese raffinierte Technik versteckte einen kleinen Airbag im Gurt selbst. Bei einem Aufprall bläst sich der Airbag auf und bietet einen zusätzlichen Puffer gegen die Aufprallkräfte, wodurch sich das Risiko schwerer Verletzungen weiter reduziert. Diese Entwicklung zeigte einmal mehr die Vielseitigkeit und das lebensrettende Potenzial des bescheidenen Sicherheitsgurtes.

Spezielle Gurtsysteme für den Nachwuchs

Moderne Kindersitze verfügen über ein eigenes Gurtsystem, das im Sitz verbaut ist.

Spezielle Gurtsysteme für den Nachwuchs

Im neuen Jahrtausend rückte die Sicherheit der Kleinsten immer mehr in den Mittelpunkt. Autositze und Kinderwagen wurden immer sicherer und effektiver, viele Hersteller rüsteten Modelle mit speziellen Gurtsystemen aus, die auf die besonderen Sicherheitsbedürfnisse von Kindern zugeschnitten waren. Zusätzlich wurden spezielle Gurtführungen eingeführt, die dafür sorgten, dass der Sicherheitsgurt immer in der richtigen Position und damit so sicher wie möglich war. Dieser Fortschritt hat nicht nur die Sicherheit unserer Kinder im Auto erhöht, sondern auch das Bewusstsein für die Bedeutung des richtigen Anschnallens bei Fahrern und Beifahrern aller Altersgruppen geschärft.

Und hier sind wir nun im Jahr 2023, in dem Sicherheitsgurte in jedem Fahrzeug eine Selbstverständlichkeit sind. Doch trotz aller Fortschritte und der unzählig geretteten Menschenleben, gibt es immer noch Personen, die den Sicherheitsgurt nicht benutzen. Eine traurige Tatsache, obwohl die Zahlen doch so eindeutig sind: ein Viertel aller Verkehrstoten war nicht angeschnallt.

Die Einführung des Dreipunktgurts durch Volvo war ein Meilenstein in der Geschichte der Fahrzeugsicherheit. Sie hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie wir über Fahrzeugsicherheit denken, sondern auch einen Präzedenzfall dafür geschaffen, dass Sicherheitstechnologien zum Wohle aller gemeinsam genutzt werden sollten. Das Vermächtnis von Nils Bohlin und Volvo in dieser Hinsicht ist bis heute spürbar und wird es noch lange bleiben.

Wenn Sie also das nächste Mal ins Auto steigen, denken Sie daran, den Sicherheitsgurt anzulegen. Er ist mehr als nur ein Stück Stoff – er ist eine Lebensversicherung, die Sie nicht vernachlässigen sollten.

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Fesseln des Fortschritts
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