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Brückenraststätte Frankenwald
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Von Marokko über die A9 in den Frankenwald

In der Brückenraststätte Frankenwald an der A9 machen sechs junge Menschen aus dem nordafrikanischen Land ihre Ausbildung im Bereich der Systemgastronomie. Dafür wurden sie eigens auf den Kontinent geholt.

Deutschland gehen die Azubis aus! Anders lässt sich die Situation nicht beschreiben, die auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in einer Statistik zusammenfasst. Mehr als ein Drittel aller Betriebe gelang es im Jahr 2021 nicht, alle verfügbaren Ausbildungsplätze erfolgreich zu besetzen. Dieser Bewerbermangel trifft auch Gastronomiebetriebe schwer. Vor dieser Herausforderung stand auch Michael Vogler, Betreiber der Raststätte Frankenwald, die direkt an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen die A9 überspannt. Sie ist damit nur eine von zwei Brückenraststätten in Deutschland. Doch obwohl der Standort attraktiv liegt, fehlten Vogler Nachwuchskräfte. Deswegen machte er sich auf die Suche – und fand Hamza Mohammed Derourach, Yahia Slaoui, Amjad El Hailoufi, Inssaf Qsini, Ayoub Tafi und Omar Zitou.

Verstärkung aus Marokko

Azubi Ayoub Tafi bereitet frische Salate zum Mitnehmen vor.

Verstärkung aus Marokko

Das sind die Namen der Azubis, die an der Raststätte Frankenwald seit Mai 2022 zu Fachkräften in der Systemgastronomie ausgebildet werden. Diese sechs jungen Menschen haben für ihre Ausbildung eine weite Reise auf sich genommen, denn sind sie allesamt aus Marokko in den Frankenwald gekommen. Dort werden sie im Rahmen ihrer Ausbildung von Tankshop und Kaffeebar sowie klassischer Gastronomie über Einkauf und Betriebsbüro bis hin zum Personalwesen und Controlling in allen möglichen Bereichen eingesetzt, die es eben an einer Raststätte gibt.

Übers Mittelmeer an die A9

Dass sie ihre Ausbildung an der A9-Raststätte absolvieren, liegt daran, dass Michael Vogler aus seiner Not eine Tugend gemacht hat. Als er die freien Ausbildungsplätze an der Raststätte nicht besetzen konnte, erweiterte er seine Suchradius nach fähigen Nachwuchskräften – auch über das Mittelmeer hinaus. Mit Erfolg. Der Erstkontakt zu den neuen Auszubildenden fand bereits im Oktober 2021 statt und ging einem längeren Auswahlverfahren per Videotelefonaten voraus.

„Die sechs jungen Leute haben alle Abitur“, erzählt Michael Vogler im Nachgang. Er hofft, dass seine neuen Azubis als spätere Fachkräfte nicht nur in Deutschland, sondern auch am Standort bleiben wollen. „Ihnen stehen selbstverständlich alle Weiterbildungsmöglichkeiten offen, vielleicht werden sie auch Führungskräfte“, sagte er gegenüber der Frankenpost.

Integriert ist schnell passiert

Die Auszubildenden Inssaf Osini (links) und Omar Zitou könnne sich gut vorstellen, auch nach ihrer Ausbildung an der Raststätte zu bleiben.

Integriert ist schnell passiert

Mit Integration und dem Deutschlernen klappt es bereits bestens, sagen Maxi Bleil und Anne Schmidt, die Ausbilderinnen vor Ort. Sie bescheinigen den Azubis aus Marokko eine „hohe Lernbereitschaft, Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit“. Dazu hätten sie in kurzer Zeit immense Fortschritte beim Lernen der deutschen Sprache gemacht. Integriert sind sie dabei nicht nur im Betrieb, sondern auch in der örtlichen Gemeinschaft. So spielen alle sechs Neubürger der Gemeinde Berg Fußball – für den Lokalverein SG Saaletal.

Ganz so reibungslos verlief die Anpassung an lokale Gepflogenheiten aber nicht in allen Punkten, erklären die Azubis lachend. Da gelte beispielsweise für die deutsche Küche: „Marokko hat Weltküche, aber nur Weniges mit Kartoffeln.“

Klar ist aber auch: Am Ende ihrer dreijährigen Ausbildung werden sie nicht nur das Geschäft an der Raststätte wie ihre Westentasche kennen, sondern auch die Lieblingsknolle der Deutschen.

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