Mobilität & Verkehr
11.11.2024
Artikel zum Hören 06:17 Min.
Lesedauer ca. 5 :00 Min.
11.11.2024
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Vollbremsung vor dem Borstenvieh – warum Wildschweine gerne Verkehrsrowdy spielen

Deutschland, das Land der Autobahnen, der Bratwurst und der korrekten Mülltrennung, hat ein Problem: Wildschweine. Die haarigen, muskulösen Ungetüme mit der Zähigkeit eines Panzers und der Wendigkeit eines Geländewagens haben sich zu den heimlichen Herrschern der Landstraßen aufgeschwungen. Wo sie auftauchen, bleibt kein Blech verbogen. Wer glaubt, dass nur betrunkene Autofahrer oder übermütige Jugendliche für Unfälle auf den Straßen verantwortlich sind, hat die Rechnung ohne das Wildschwein gemacht.

Quietschende Reifen, ein dumpfer Aufprall, und plötzlich ist es still. Nicht selten endet ein nächtlicher Ausflug auf der Landstraße mit einer ebenso überraschenden wie verheerenden Kollision. Wildschweine, die sich auf der Suche nach Nahrung und Abenteuer durchs Unterholz kämpfen, kennen keinen Unterschied zwischen Wald und Straße. Für sie ist der Asphalt nur eine weitere Abkürzung auf dem Weg in den nächsten Garten. Doch was bedeutet das für die Autofahrer? Was macht diese Wildschweine so gefährlich und wie sollte man sich verhalten, wenn man plötzlich einem solchen Koloss gegenübersteht?

Die Nacht der lebenden Borstentiere

Die Nacht der lebenden Borstentiere

Dass Wildschweine vor allem nachts unterwegs sind, hat nichts damit zu tun, dass sie Partygänger auf dem Heimweg von der Disco ärgern wollen. Wildschweine sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die in den späten Abendstunden auf Nahrungssuche gehen. Dabei durchstreifen sie Felder, Wälder und queren eben auch die Straßen, die durch ihr Revier führen. Die Dunkelheit ist ihr Verbündeter, denn sie schützt sie vor natürlichen Feinden – zumindest in der Theorie. In der Praxis ist der größte Feind des Wildschweins das Auto. Und umgekehrt. Mit einem Lebendgewicht von bis zu 150 Kilogramm und einer Höhe von gut einem Meter sind Wildschweine eigentlich alles andere als leicht zu übersehen. In der Dunkelheit verschmelzen sie mit jedoch dem Straßenbelag zu einer einzigen schwarzen Masse. Für den unvorbereiteten Autofahrer ist es nahezu unmöglich, ein solches Tier rechtzeitig zu erkennen. Oder einer Rotte auszuweichen, die von links nach rechts über die Straße jagt. Die Folge: Ein plötzlicher und heftiger Zusammenstoß, der sowohl das Wildschwein als auch das Fahrzeug schwer beschädigen kann.

Gefahrenzone Wald und Feld

Gefahrenzone Wald und Feld

Besonders gefährdet sind Streckenabschnitte, die durch Wälder oder in der Nähe von Feldern führen. Hier sind Wildschweine besonders aktiv, vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die Tiere auf Nahrungssuche sind. Auch während der Paarungszeit, der so genannten Rauschzeit, werden die Tiere unvorsichtiger und überqueren Straßen, ohne auf den Verkehr zu achten. Autofahrer, die auf solchen Strecken unterwegs sind, sollten besonders wachsam sein. Aber nicht nur ländliche Gebiete sind betroffen. In den letzten Jahren wurden immer wieder Wildschweine in städtischen Gebieten gesichtet. Vor allem in den frühen Morgenstunden kann es vorkommen, dass eine Rotte Wildschweine durch die Vororte zieht, auf der Suche nach Essensresten oder einer Möglichkeit, den heimischen Garten umzugraben.

Was tun bei Wildwechsel?

Was tun bei Wildwechsel?

Was also tun, wenn plötzlich ein Wildschwein auf der Fahrbahn steht? Das Wichtigste: Ruhe bewahren. Ein Ausweichmanöver auf die Gegenfahrbahn oder gar in den Straßengraben endet oft schlimmer als ein direkter Zusammenstoß mit dem Tier. Wildschweine sind äußerst robuste Tiere. Bei einem Frontalaufprall kann das Auto zwar stark beschädigt werden, aber zumindest bleibt der Fahrer im Auto geschützt. Ein Ausweichmanöver birgt dagegen die Gefahr, die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Und eventuell mit dem Gegenverkehr zu kollidieren. Nicht gut! Bei einem Unfall ist es wichtig, sofort anzuhalten und die Polizei zu verständigen. Wildunfälle sind in Deutschland meldepflichtig, nicht zuletzt, weil das Tier möglicherweise schwer verletzt flüchtet. Die Polizei verständigt dann den zuständigen Förster oder Jäger, der sich um das Tier kümmert. Außerdem sollten Autofahrer nach einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein niemals aussteigen, um nach dem Tier zu sehen. Ein verletztes Wildschwein ist äußerst gefährlich und kann im schlimmsten Fall angreifen. Auch wenn das Tier tot aussieht, besteht immer die Gefahr, dass es noch lebt und sich plötzlich wehrt.

Tipps für Autofahrer: So gehen Sie auf Nummer sicher

Tipps für Autofahrer: So gehen Sie auf Nummer sicher

Auch wenn sich Wildschweine auf der Straße nicht immer vermeiden lassen, gibt es einige Tipps, die das Risiko eines Unfalls minimieren können:

  • Vorsicht in den Abend- und frühen Morgenstunden:
    Wildschweine sind vorwiegend in der Dämmerung und nachts unterwegs. Vor allem in ländlichen Gebieten sollte man dann besonders aufmerksam fahren und die Geschwindigkeit reduzieren.
  • Auf Wildwechselschilder achten:
    Diese Schilder stehen nicht zum Spaß am Straßenrand. Sie weisen auf besonders gefährliche Stellen hin. Wer hier seine Geschwindigkeit anpasst, hat bessere Chancen, rechtzeitig zu reagieren.
  • Abblendlicht statt Fernlicht:
    In der Dunkelheit laufen Wildschweine eher ins Licht als davon. Mit Abblendlicht hat man die Fahrbahn besser im Blick und blendet die Tiere nicht so stark.
  • Hupen hilft:
    Wenn man ein Wildschwein auf der Straße sieht, sollte man hupen, um das Tier zu verscheuchen. Oft erschreckt der Lärm das Tier und es flüchtet zurück in den Wald.
  • Notbremsen, aber nicht ausweichen:
    Bei einer drohenden Kollision sollte man eine Vollbremsung machen, aber auf keinen Fall versuchen, dem Tier auszuweichen. Die Kontrolle über das Fahrzeug hat oberste Priorität.

Fazit: Augen auf!

Fazit: Augen auf!

Wildschweine scheinen die Straßen und Vororte in Deutschland zunehmend als ihren persönlichen Spielplatz zu betrachten. Klar ist, dass die Begegnung mit einem Wildschwein auf der Straße nicht nur für den Autofahrer, sondern auch für das Tier selbst oft dramatische Folgen hat. Mit zunehmender Verstädterung und immer enger werdendem Lebensraum der Tiere wird dieses Problem nicht kleiner. Umso wichtiger ist es, dass sich Autofahrer der Gefahr bewusst sind und entsprechend handeln. Und umsichtig fahren!

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Vollbremsung vor dem Borstenvieh – warum Wildschweine gerne Verkehrsrowdy spielen
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