Essen & Konsum
Auf einem Tisch steht ein Teller mit drei Scheiben Sauerbraten und Kartoffelklößen.
22.09.2025
Artikel zum Hören 04:40 Min.
Lesedauer ca. 7 :00 Min.
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Sauerbraten – Wie ein Klassiker der deutschen Küche die Zeit überdauert hat

Sauerbraten – allein der Name weckt Erinnerungen an festliche Familienessen und duftende Küchen. Doch hinter diesem traditionsreichen Gericht steckt weit mehr als nur Fleisch in Essigsauce. Seine Wurzeln reichen nicht nur Jahrhunderte zurück, sondern zeugen auch von einem Wandel. Denn im Laufe der Zeit hat sich der Sauerbraten von einem edlen Wildgericht zu einem beliebten Klassiker der deutschen Küche entwickelt. Wie entstand diese herzhaft-säuerliche Delikatesse? Welche regionalen Unterschiede gibt es? Und vor allem: Wie gelingt der perfekte Sauerbraten zu Hause? Ein Blick auf die Geschichte und die besten Rezepte des deftigen Bratens.

Sauerbraten – der Inbegriff herzhaft-deftiger Hausmannskost. Wer glaubt, dieser Klassiker sei schon immer fester Bestandteil der deutschen Küche gewesen, der irrt. Denn seine Geschichte ist so vielfältig wie seine Zubereitungsarten. Was einst ein Gericht für Adelige war, hat längst die heimischen Küchen erobert und begeistert Genießer über Generationen hinweg. Ob klassisch mit Rindfleisch, regional mit Pferdefleisch oder modern interpretiert – der Sauerbraten ist ein kulinarisches Meisterwerk, das die Zeit überdauert hat.

Herkunft und Geschichte: Vom Wild zum Rind

Herkunft und Geschichte: Vom Wild zum Rind

Der Sauerbraten ist eines jener Gerichte, die tief in der Geschichte verwurzelt sind und sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt haben. Ursprünglich war Sauerbraten kein Rindfleischgericht, sondern ein Festmahl aus Wild. Vor allem Hirsch und Wildschwein landeten in der Pfanne. Die Zubereitung hatte einen praktischen Hintergrund: Um das Fleisch haltbar zu machen, wurde es tagelang in eine Essigmarinade eingelegt. Diese Konservierungsmethode war in Zeiten ohne Kühlmöglichkeiten überlebenswichtig. Neben Essig wurden schon damals Wein und Gewürze wie Lorbeer und Nelken verwendet – Zutaten, die auch heute noch fester Bestandteil des Sauerbratens sind. Über den Ursprung des Sauerbratens gibt es verschiedene Theorien, eine der populärsten führt ihn auf den Frankenherrscher Karl den Großen zurück. Er soll im 9. Jahrhundert den Sauerbraten als Möglichkeit geschätzt haben, große Mengen Fleisch haltbar zu machen und gleichzeitig geschmacklich aufzuwerten. Das Rezept, wie wir es heute kennen, entwickelte sich aber erst später, als Rindfleisch reichlicher verfügbar wurde. Erst im 16. Jahrhundert, als die Jagdprivilegien des Adels eingeschränkt wurden und Wild immer seltener wurde, entwickelte sich der Sauerbraten zu einem Rindfleischgericht. Auch die heutigen regionalen Unterschiede haben historische Wurzeln. So wurde im Rheinland und in Westfalen häufig Pferdefleisch statt Rindfleisch verwendet – eine Tradition, die bis heute gepflegt wird. In südlicheren Regionen wie Bayern setzte man dagegen schon früh auf Rindfleisch, das mit einer süßsauren Soße serviert wurde.

Der Sauerbraten als Festtagsgericht

Der Sauerbraten als Festtagsgericht

Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Sauerbraten von einem eher pragmatischen Konservierungsgericht zu einem echten Festessen. Vor allem an Sonn- und Feiertagen wurde der Braten zum Mittelpunkt des familiären Festmahls. Durch das lange Marinieren entwickelte das Fleisch einen ganz eigenen, tiefen Geschmack, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Jede Familie hatte ihr eigenes Rezept, das oft streng gehütet wurde. Auch in Restaurants und Gasthäusern erlangte der Sauerbraten schnell Berühmtheit. Wer im Rheinland oder in Franken unterwegs war, konnte sicher sein, dass der Sauerbraten eine besondere Rolle auf der Speisekarte spielte. Und das bis heute.

Von Region zu Region: So unterschiedlich kann Sauerbraten sein

Von Region zu Region: So unterschiedlich kann Sauerbraten sein

Wie bei vielen traditionellen Gerichten gibt es auch beim Sauerbraten keine allgemeingültige Zubereitungsart. Vielmehr spiegeln die verschiedenen Rezepte oft regionale Vorlieben und historische Einflüsse wider. In Deutschland gibt es unzählige Varianten, die sich vor allem in der Wahl des Fleisches und der Zusammensetzung der Sauce unterscheiden.

Rheinischer Sauerbraten:

Die wohl bekannteste Variante stammt aus dem Rheinland. Hier wird traditionell Rindfleisch verwendet, das in einer Mischung aus Rotwein, Essig, Gewürzen und – als Besonderheit – Rosinen mariniert wird. Diese süß-saure Kombination verleiht dem Rheinischen Sauerbraten seinen unverwechselbaren Geschmack. Oft wird er mit einer Lebkuchensoße serviert, die den süßlichen Geschmack noch verstärkt. Als Beilage werden meist Kartoffelklöße oder Spätzle gereicht.

Fränkischer Sauerbraten:

Im Frankenland wird der Sauerbraten ebenfalls aus Rindfleisch zubereitet, die Soße ist jedoch meist etwas kräftiger und weniger süß als im Rheinland. Die Marinade besteht hier aus Essig, Wasser, Zwiebeln und Gewürzen. Rosinen oder Lebkuchen sucht man hier vergeblich. Stattdessen wird der fränkische Sauerbraten oft mit Blaukraut und Klößen serviert.

Westfälischer Sauerbraten:

Eine Besonderheit dieser Region ist die Verwendung von Pferdefleisch, das in Westfalen traditionell für den Sauerbraten verwendet wird. Diese Variante ist etwas herber im Geschmack, da die Marinade meist weniger süße Komponenten enthält. Westfälischer Sauerbraten wird häufig mit Pumpernickel- oder Schwarzbrotsauce serviert, die den intensiven Fleischgeschmack perfekt ergänzen.

Sächsischer Sauerbraten:

In Sachsen setzt man ebenfalls auf eine kräftige Essig-Weinsauce, würzt den Braten aber gerne mit Wacholderbeeren und Gewürznelken. Dadurch erhält er eine leicht würzige Note. Die klassische Beilage ist Rotkraut.

Diese regionalen Unterschiede machen den Sauerbraten zu einem der facettenreichsten Gerichte der deutschen Küche. Je nach Region kann man ihn immer wieder neu entdecken.

Die perfekte Zubereitung: So gelingt der Sauerbraten

Die perfekte Zubereitung: So gelingt der Sauerbraten

Ganz gleich, welche Variante des Sauerbratens Sie bevorzugen, eines haben alle gemeinsam: Sie erfordern Geduld. In der Regel muss der Braten mehrere Tage marinieren, um seinen vollen Geschmack zu entfalten. Hier eine klassische Zubereitung des Rheinischen Sauerbratens:

Zutaten für Sauerbraten (4 Personen)

  • 1 kg Rinderbraten (Bug oder Keule)
  • 500 ml Rotwein
  • 250 ml Essig (Wein- oder Apfelessig)
  • 2 Zwiebeln, grob gehackt
  • 2 Möhren, grob gehackt
  • 1 Stange Porree, in Ringe geschnitten
  • 4 Lorbeerblätter
  • 6 Gewürznelken
  • 6 Wacholderbeeren
  • 1 Esslöffel Senfkörner
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Esslöffel Zucker
  • 2 Esslöffel Rosinen
  • 100 g Lebkuchen (ersatzweise Pumpernickel)
  • Öl zum Braten

 

Marinade zubereiten: 

Rotwein, Essig und 500 ml Wasser in eine Schüssel geben. Zwiebeln, Möhren, Lauch, Lorbeerblätter, Nelken, Wacholderbeeren, Senfkörner, Salz, Pfeffer und Zucker hinzufügen. Das Fleisch so in die Marinade legen, dass es vollständig bedeckt ist. Mit einem Deckel oder Frischhaltefolie abdecken und mindestens 3 Tage im Kühlschrank ziehen lassen.

Anbraten und Schmoren: 

Nach der Marinierzeit das Fleisch aus der Marinade nehmen und gut abtropfen lassen. Marinade aufbewahren. Den Braten in einem großen Bräter von allen Seiten scharf anbraten, bis er eine schöne Kruste hat. Fleisch herausnehmen und beiseite stellen.

Die Sauce: 

Zwiebeln, Möhren und Lauch aus der Marinade in den Bräter geben und anbraten. Mit etwas Marinade ablöschen. Braten wieder in den Bräter geben, restliche Marinade angießen und aufkochen lassen. Die Hitze reduzieren, den Deckel auflegen und den Braten auf kleiner Flamme ca. 2,5 Stunden schmoren lassen.

Verfeinern: 

Nach ca. 2 Stunden die Rosinen und den zerbröselten Lebkuchen (oder Pumpernickel) in die Sauce geben. Diese Zutaten binden die Sauce und geben ihr eine süßlich-würzige Note. Den Braten zu Ende garen, bis er zart ist.

Servieren: 

Den fertigen Braten in Scheiben schneiden und mit der Sauce übergießen. Traditionelle Beilagen sind Kartoffelknödel und Rotkohl.

Sauerbraten für die moderne Küche

Sauerbraten für die moderne Küche

Auch wenn der Sauerbraten ein traditionelles Gericht ist, spricht nichts dagegen, ihn modernen Ansprüchen anzupassen. Für die schnelle Küche gibt es inzwischen Rezepte, die das Marinieren verkürzen, zum Beispiel durch die Verwendung von Fertigmarinaden. Viele Köche experimentieren zudem mit neuen Zutaten. Statt Rind- oder Pferdefleisch kann auch Schweinefleisch oder Pute verwendet werden. In der vegetarischen Küche ist es sogar möglich, Tofu oder Seitan als Basis für einen „Sauerbraten“ zu verwenden. Diese Varianten bieten zwar nicht den klassischen Geschmack, sind aber eine interessante Alternative für bewusste Esser.

Ein Gericht mit Zukunft

Ein Gericht mit Zukunft

Der Sauerbraten ist und bleibt ein fester Bestandteil der deutschen Küche. Obwohl seine Ursprünge weit zurückreichen, hat er sich immer wieder neu erfunden. Seine Vielfalt, die geduldige Zubereitung und sein unverwechselbarer Geschmack machen ihn zu einem zeitlosen Klassiker, der sicher auch in den kommenden Generationen auf den Tellern landen wird.

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Sauerbraten – Wie ein Klassiker der deutschen Küche die Zeit überdauert hat.
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