Rote Unterwäsche und mit Koffern um den Block: So feiert die Welt Silvester
Silvester, der Jahreswechsel, ist in vielen Kulturen eine besondere Zeit voller Rituale, die Glück und Erfolg für das kommende Jahr bringen sollen. Von Europa über Asien bis nach Südamerika – die Bräuche zum Jahreswechsel sind so vielfältig wie die Kulturen selbst. Doch während in Deutschland Bleigießen oder Feuerwerk typisch sind, feiern die Menschen in anderen Ländern bunter, lauter und manchmal auch kurioser. Hier sind einige der skurrilsten und spannendsten Silvesterbräuche aus aller Welt.
Der Jahreswechsel ist in vielen Kulturen ein Moment der Hoffnung und des Neubeginns – doch wie dieser Übergang gefeiert wird, könnte weltweit kaum unterschiedlicher sein. Während hierzulande Raketen in die Luft geschossen und mit Bleifiguren die Zukunft gedeutet wird, greifen die Menschen in anderen Ländern zu teils skurrilen Bräuchen, um das neue Jahr willkommen zu heißen. Diese Rituale haben meist eine tief verwurzelte kulturelle Bedeutung und sind oft Jahrhunderte alt. Alle Bräuche haben das gleiche Ziel: sich für das kommende Jahr möglichst viel Glück, Wohlstand und Erfolg zu sichern. Doch was steckt hinter diesen ungewöhnlichen Bräuchen?
Spanien: Zwölf Weintrauben für zwölf Monate Glück
Spanien: Zwölf Weintrauben für zwölf Monate Glück
Wir beginnen unsere Weltreise in Spanien. Hier steht die Silvesternacht ganz im Zeichen der Traube. Genauer gesagt: zwölf Trauben. Um Punkt Mitternacht, wenn die Glocken zwölfmal schlagen, isst man bei jedem Glockenschlag eine Traube – für jeden Monat des kommenden Jahres eine. Wem es gelingt, alle zwölf Trauben rechtzeitig zu verzehren, dem werden Glück und Wohlstand verheißen. Dieser Brauch stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und wird in Spanien in fast jedem Haushalt praktiziert. Doch Vorsicht: Ganz so einfach ist es nicht. Die Sekunden vergehen wie im Flug und ab der fünften Traube beginnen sich die süßen Früchte im Mund zu stapeln. Wer sich daran hält, glaubt fest daran, dass das Jahr gut beginnt und so weitergeht.Italien: Rote Unterwäsche für das Liebesglück
Italien: Rote Unterwäsche für das Liebesglück
In Italien gehört es zur Silvestertradition, rote Unterwäsche zu tragen. Dieser ungewöhnliche Brauch hat seinen Ursprung in der römischen Antike, wo Rot als Farbe der Fruchtbarkeit und des Glücks galt. Wer in der Silvesternacht rote Unterwäsche trägt, so glaubt man in Italien, wird im neuen Jahr nicht nur Glück haben, sondern auch Glück in der Liebe. Besonders interessant: Die rote Unterwäsche darf man sich nicht selbst kaufen. Sie muss ein Geschenk sein, um ihre magische Wirkung zu entfalten. In den Tagen vor Silvester sind die italienischen Geschäfte deshalb voll von roten Dessous, die sich nicht nur bei allen Altersgruppen großer Beliebtheit erfreuen, sondern auch als Teil der Silvestergarderobe gelten.Dänemark: Geschirr zerschlagen für gute Freundschaften
Dänemark: Geschirr zerschlagen für gute Freundschaften
Während in vielen Ländern Silvester mit Sekt und Feuerwerk gefeiert wird, geht es in Dänemark etwas lauter zu. Hier pflegt man den Brauch, altes Geschirr vor den Häusern von Freund und Familienmitgliedern zu zerschlagen. Je mehr Scherben sich vor der Haustür ansammeln, desto mehr Glück und Freunde sollen im neuen Jahr kommen. Das Geräusch der zerbrochenen Teller und Tassen soll nicht nur das Pech vertreiben, sondern auch die Freundschaften stärken. Wer am nächsten Morgen einen großen Haufen Scherben vorfindet, darf sich sicher sein, dass er im kommenden Jahr auf treue und zuverlässige Freunde zählen kann.Kolumbien: Mit dem Koffer um den Block
Kolumbien: Mit dem Koffer um den Block
In Kolumbien werden an Silvester die Koffer gepackt – aber nicht, um gleich in den Urlaub zu fliegen. Wer sich für das neue Jahr viele Reisen und Abenteuer wünscht, nimmt um Mitternacht einen leeren Koffer und läuft damit einmal um den Block. Dieser Brauch, der in vielen Teilen des Landes praktiziert wird, soll garantieren, dass man im kommenden Jahr viel reisen und neue Länder und Kulturen entdecken wird. Für einige Kolumbianer ist dieser Brauch eine ernste Angelegenheit und es wird sehr genau darauf geachtet, den Koffer rechtzeitig in der Hand zu haben. Für andere ist es eher ein lustiger Teil des Abends – aber egal wie, der Koffer bleibt ein festes Symbol für Reisefieber und Abenteuerlust.Ecuador: Puppen verbrennen für einen Neuanfang
Ecuador: Puppen verbrennen für einen Neuanfang
Silvester wird in Ecuador mit einem großen Feuer gefeiert. Nicht in Form eines Lagerfeuers, sondern durch das Verbrennen von Puppen, die das vergangene Jahr symbolisieren. Diese Puppen, die aus Stoff, Papier oder Holz hergestellt werden, sind oft als Karikaturen von Politikern oder prominenten Persönlichkeiten gestaltet und stellen die negativen Erlebnisse des vergangenen Jahres dar. Das Verbrennen der Puppen steht symbolisch für die Reinigung von schlechten Erinnerungen und Unglück, um das neue Jahr unbelastet beginnen zu können. Besonders verbreitet ist dieser Brauch in den ländlichen Regionen des Landes, wo große Feuerscheite entzündet werden und die Menschen gemeinsam das alte Jahr verbrennen.Griechenland: Glücksmünze im Kuchen
Griechenland: Glücksmünze im Kuchen
Besonders lecker wird der Jahreswechsel in Griechenland gefeiert. Dort wird an Silvester die „Vasilopita“, ein spezieller Neujahrskuchen, gebacken. In diesen Kuchen wird eine Münze eingebacken, und demjenigen, der das Stück mit der Münze erhält, wird für das kommende Jahr besonderes Glück vorausgesagt. Die Vasilopita wird traditionell am Neujahrstag angeschnitten. Das ist ein großes Ereignis, bei dem die ganze Familie zusammenkommt.Schottland: Das First Footing
Schottland: Das First Footing
In Schottland wird der Brauch des „First Footing“ gefeiert, der eng mit dem Glauben an Glück im neuen Jahr verbunden ist. Die erste Person, die nach Mitternacht das Haus betritt, wird besonders willkommen geheißen, denn sie soll das Schicksal des Haushalts für das kommende Jahr bestimmen. Traditionell ist der erste Mann ein dunkelhaariger Mann, der Geschenke wie Kohle, Salz, Brot oder Whisky mitbringt. Diese Gaben symbolisieren Wohlstand, Nahrung und Wärme für das neue Jahr. Dieser Brauch ist tief in der schottischen Tradition verwurzelt und wird vor allem in den ländlichen Gebieten Schottlands noch immer gefeiert.Japan: 108 Glockenschläge und Lachen
Japan: 108 Glockenschläge und Lachen
In Japan ist das Neujahrsfest nicht nur eine Zeit des Feierns, sondern auch der Besinnung und inneren Reinigung. In buddhistischen Tempeln läuten die Glocken 108 Mal, um die 108 weltlichen Begierden der Menschen zu vertreiben und das neue Jahr in geistiger Reinheit zu beginnen. Neben diesem eher spirituellen Ritual gibt es in Japan aber auch den Brauch des „Owarai“ – des Lachens. Man glaubt, dass das neue Jahr besonders glücklich wird, wenn man es mit einem Lächeln oder Lachen beginnt. In einigen Regionen Japans versammeln sich daher Familien und Freunde, um gemeinsam laut zu lachen und das neue Jahr auf fröhliche Weise zu begrüßen.Philippinen: Runde Formen für Reichtum
Philippinen: Runde Formen für Reichtum
Auf den Philippinen dreht sich zu Neujahr alles um runde Formen. Man glaubt, dass runde Gegenstände Wohlstand symbolisieren, weil sie an Münzen erinnern. Deshalb achtet man an Silvester darauf, möglichst viele runde Dinge zu tragen und zu essen. Von runden Früchten bis hin zu Münzen in der Tasche – alles dreht sich um die runde Form. Auf den Philippinen ist es besonders beliebt, eine Auswahl von zwölf runden Früchten zu essen, eine für jeden Monat des Jahres. Dieser Brauch soll nicht nur finanziellen Reichtum, sondern auch Gesundheit und Glück bringen.Brasilien: Weiße Kleider und Blumenopfer für das Meer
Brasilien: Weiße Kleider und Blumenopfer für das Meer
In Brasilien dominiert in der Silvesternacht eine Farbe: Weiß. Es ist Brauch, in weißer Kleidung zu feiern, um das neue Jahr rein und friedlich zu beginnen. Vor allem an den Stränden von Rio de Janeiro versammeln sich tausende Menschen, um das neue Jahr im Zeichen des Friedens zu feiern. Zusätzlich zur weißen Kleidung werfen viele Brasilianer Blumen ins Meer, um die Meeresgöttin Iemanjá zu ehren und sie um Schutz und Wohlstand im kommenden Jahr zu bitten. Der Brauch stammt aus den afrikanischen Traditionen der Candomblé-Religion und ist vor allem in den Küstenstädten weit verbreitet.Der Übergang ins neue Jahr
Der Übergang ins neue Jahr
Silvester ist überall auf der Welt ein besonderes Ereignis, und jede Kultur hat ihre eigenen Wege gefunden, das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Manche Bräuche mögen seltsam erscheinen, aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sollen den Menschen helfen, mit positiven Gedanken und Hoffnung in das neue Jahr zu starten. Egal ob man Trauben isst, rote Unterwäsche trägt oder mit einem Koffer um den Block rennt – am Ende zählt, dass man gemeinsam mit Freunden und Familie das vergangene Jahr feiert und das neue mit einem Lächeln begrüßt.Ihnen hat dieser Artikel gefallen? Dann haben wir noch einen Tipp für Silvester für Sie: In unserem Beitrag Silvester-Cocktails: Klassiker, die jedes Jahr funktionieren verraten wir Ihnen zahlreiche Cocktail-Rezepte, die immer gelingen.