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Reisen wie Captain Kirk
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Reisen wie Captain Kirk: Der Traum vom Beamen

Warum wir Menschen uns zwar in der Theorie von A nach B teleportieren könnten, es aber nie tun sollten. Ein Blick in die Gegenwart – und die Zukunft.

„Beam me up, Scottty!“ – Worte, die im Weltraumklassiker „Star Trek“ zwar nie so gesagt wurden, es aber trotzdem ins popkulturelle Gedächtnis geschafft haben. Denn die Serie aus den Sechzigern hat damit eine Sache bewiesen: Die Menschen sehnen sich schon lange nach einem Fortbewegungsmittel, mit dem man praktisch ohne Unterbrechung und sehr schnell durch den Raum reisen kann.

Auf dem Raumschiff Enterprise sieht das Ganze vergleichsweise simpel aus: Ein Körper oder einen Gegenstand wird gescannt, analysiert, aufgelöst und dann an anderer Stelle Atom für Atom wieder zusammengesetzt. Mittlerweile ist das nicht nur Science-Fiction. Das Prinzip wird heute bereits erfolgreich angewendet, allerdings mit Informationen und nicht mit Materie. So ist es einem chinesischen Forschungsteam vor fünf Jahren gelungen, Lichtteilchen zu einem Satelliten in 500 Kilometer Entfernung zu teleportieren. Auch Forschende aus den Vereinigten Staaten haben erst vor Kurzem 1,6 Kilowatt elektrische Energie mit Hilfe von Mikrowellen über einen Kilometer drahtlos übertragen.

Bis ein Mensch also über weite Entfernung verschickt wird, sollte es also nicht mehr allzu lange dauern, oder? Im der fiktiven Zeitleiste des futuristischen Star Trek-Universums wurde die Beaming-Technik im Jahr 2063 erfunden. Müssen wir also in unserer Realität „nur“ noch rund 40 Jahre warten, bis wir uns wie Kirk und Spock binnen Sekunden zum Strand oder auf den Mond teleportieren können? Um es vorwegzunehmen: es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.

Physikalisch machbar, real (vorerst) unmöglich

Eine der vielen Herausforderungen beim Beamen – die vielen Atome, aus denen ein Mensch besteht, lassen sich mit heutiger Datenverarbeitung gar nicht wieder zusammensetzen.

Physikalisch machbar, real (vorerst) unmöglich

Die gute Nachricht zuerst: Das Beamen widerspricht nicht den physikalischen Gesetzen und ist damit auf dem Papier möglich. Die schlechte Nachricht: Bei der Theorie bleibt’s auch. Denn um einen Menschen tatsächlich von A nach B beamen zu können, müssen zumindest für heutige Zeiten unüberwindbare Hürden übersprungen werden. So besteht beispielsweise der Körper eines einzigen Menschen aus rund 10.000 Quadrillionen Atomen – das ist übrigens eine Eins mit 28 Nullen. Eine solche Datenmenge zu verarbeiten und zu speichern, würde laut der Forschung eine gigantische Energiemenge benötigen. Und gigantisch ist hier durchaus als das zu nehmen. Im Grunde ein Vielfaches der weltweiten jährlichen Stromerzeugung. Und das für das Beamen einer Person. Vom Massentransport sind wir da noch weit entfernt. Aber träumen wir weiter. Selbst wenn das Energieproblem gelöst werden würde: Die Verarbeitung der Daten mit heutigen Computersystemen dauert nach übereinstimmender Einschätzung der Wissenschaftler mehrerer führender Universitäten in diesem Bereich – darunter MIT in Boston oder Jet Propulsion Laboratory in Pasadena – lange. Sehr lange um genau zu sein. Hier gehen zwar die Schätzungen auseinander, aber das Wort „Jahrtausende“ fällt immer. Ade also die Idee, dass wir alle in ein paar Jahren im Grünen wohnen und uns mal eben an den Arbeitsplatz beamen.

Klon der eigenen Person

Beamen wirft sogar philosophische Fragen auf. Etwa: Werden wir dadurch zu einem Klon unserer selbst?

Klon der eigenen Person

Doch selbst wenn man physikalischen Hindernisse überwindet, bleiben philosophische Fragen offen: Wäre ein Mensch nach der Reise durch den Raum überhaupt noch derselbe wie zuvor? Alle Zellen, Gedanken und Erinnerungen müssten detailgenau so zusammengesetzt werden – inklusive des Gehirns und der gesamten komplexen Persönlichkeit. Teilweise weiß die Wissenschaft aber gar nicht, wie wir Dinge wie Träume oder unsere Eigenarten speichern, von Erinnerungen ganz zu schweigen. Selbst modernste 3-D-Drucker geraten heute bei der Reproduktion herkömmlicher Objekte schon rasch an ihre Grenzen. Daher dürfte mit dem Wissen von heute es schwer vorstellbar sein, dass ein Mensch an einer Stelle verschwindet, um dann baugleich an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Ohne dass er sich verändert hätte. Letztlich dann wäre er mehr ein Klon der eigenen Person als ein Mensch, der nur bequem und futuristisch verreist ist. Diesem Problem haben sich bereits Wissenschaftler und auch Romanautoren und Filmregisseure angenommen. So hat beispielsweise Michael Crichton in seinem Zeitreiseroman „Timeline“ das Problem des genauen Zusammenbaus eingebaut. Seine Romanfiguren beamten sich gewissermaßen durch die Zeit – das ist noch eine ganz andere Herausforderungsstufe – und zeigten mit jedem Beamvorgang Nachwirkungen. Und wehe, das Beamen geht so richtig schief, und es befindet sich nicht nur ein Mensch auf der Transportplattform. Wie das ausgehen kann, wissen Kinogänger seit dem Film „Die Fliege“.

Mehr als nur Reise

Wer sich beamt, ist in Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Und kann überall „landen“. Auch dort, wo er nicht hingehört, beispielsweise in Hochsicherheitszonen.

Mehr als nur Reise

Wenn Wissenschaftler vom Beamen sprechen, dann geht es nicht nur um den Transport von A nach B. Es geht auch um die Einsparung von Zeit. Denn wer sich von Europa nach Amerika beamen lassen würde, der geht auf eine Reise in Lichtgeschwindigkeit. Jetlag adieu! Spinnt man das alles weiter, gibt es natürlich auch einige Dinge, über die sich heute niemand Gedanken macht. Beispielsweise: Wie lassen sich die eigenen vier Wände so sichern, dass nicht jemand unaufgefordert neben dem eigenen Bett erscheint? Sind Tresore dann noch sicher? Was ist mit Hochsicherheitszonen? Die Fachleute wissen ebenso, dass sie mit einem funktionierenden Transportsystem auch den Schlüssel zum gesunden Menschen in der Hand halten. Und damit mehr als nur ein Ersatz für das Auto oder Flugzeug. Denn theoretisch wäre es möglich, kranke Menschen auf die Reise zu schicken und sie am Empfangsort wieder gesund zusammenzusetzen. Theoretisch, denn bislang sind das Zusammenspiel von Genen in unserem Körper, die Ursachen für Krankheiten wie Alzheimer und Krebs noch immer ein großes Forschungsgebiet.

Links blinken, rechts beamen

Aber auch wenn das Beamen von Menschen höchstwahrscheinlich Zukunftsmusik bleiben wird, müssen unsere Sehnsuchtstechnologien nicht immer nur wissenschaftliche Fantastik bleiben. So arbeitet Ford derzeit an einem System, das Verkehrshinweise auf die Straße projiziert, anstatt sie auf einem Bildschirm anzuzeigen – die Schilder werden direkt ins Sichtfeld des Fahrers gebeamt. Das ist zwar noch kein Star Trek-Level, aber immerhin etwas. Und wer weiß, wann ein Forscher eine Idee hat, die alles Bekannte über den Haufen wirft. Vorhersagen kann es ja keiner. Und wie gesagt, auch in Star Trek wurde das Beamen ja erst im Jahr 2063 gefunden. Ein bisschen Zeit zum Träumen und hoffen ist ja noch.

Ein weiterer Lesetipp für Sie:
Wie das Beamen heute war auch die Virtuelle Realität lange Zeit ein reines Sci-Fi-Konzept. Mittlerweile sieht man VR-Brillen aber überall. Lesen Sie hier, wie die Technik in der Ausbildung eingesetzt werden kann.

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