Die neue Offline-Kultur: Ankommen bei sich selbst
In Berlin und Düsseldorf bewegt sich was: Die ersten Offline-Treffs Deutschlands rufen Menschen zum Innehalten auf. Smartphone und Notebook bleiben daheim, während sich (besonders) junge Menschen bewusst für analogen Austausch, Kreativität, soziale Begegnungen und zwischenmenschliche Verbundenheit entscheiden. Damit reiht sich Deutschland in eine Bewegung ein, die europaweit schon länger Fuß gefasst hat: die Entschleunigung vom digitalen Alltag. Eine Reportage von Anna Engberg.
Europa hat eine neue Bewegung: die Offline-Kultur. „Offline Clubs“ nennen die Betreiber ihre Events – bisweilen auch „Buchclub“, „Digital Detox Hangout“ oder „Strickcafé“. Die Idee der Macher: Sie wollen Menschen dazu einladen, das Smartphone einfach mal wegzulegen. Dafür zahlen einige sogar Eintritt. Dem gegenüber steht eine exzessive Nutzungsdauer unserer Smartphones: Bei rund zweieinhalb Stunden pro Tag liegt der bundesweite Durchschnitt laut einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom von 2024. Besonders intensiv ist die Online-Zeit bei den 16- bis 29-Jährigen: sie verbringen täglich über drei Stunden am Handy-Bildschirm.
Klar, dass dies nicht ohne Auswirkungen bleibt. Zum Teil sind diese noch gar nicht so genau erforscht. Bekannt ist aber, dass konstantes Scrollen in Apps und Social-Media-Feeds ebenso wie permanente Benachrichtigungen und Likes einen endlosen Dopamin-Kreislauf im Körper erzeugen. Diese Glücksgefühle sind jedoch nur von kurzer Dauer – auf lange Sicht entsteht ein hohes Pensum an Stress. Wir können uns nicht mehr auf das konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist.
Analoge Erlebnisse decken ein menschliches Grundbedürfnis

Analoge Erlebnisse decken ein menschliches Grundbedürfnis
Das will die europäische Offline-Bewegung jetzt ändern – und den Menschen das zurückgeben, was ihnen in der digitalisierten Welt abhandengekommen ist: analoge Erfahrungen, direkter zwischenmenschlicher Austausch und echte Verbindung mit sich selbst. Der Offline-Trend hat sich bereits in vielen Großstädten Europas etabliert. Ein Pionier und Vorreiter dafür ist The Offline Club, der 2023 in Amsterdam ins Leben gerufen wurde und dessen Events mittlerweile in vielen Städten wie Barcelona, London, Mailand oder Paris stattfinden. Doch auch hierzulande ist die Bewegung ins Rollen gekommen – in Düsseldorf beispielsweise.Die 30-jährige Eugenia Vambersky hat im Juli 2024 in Düsseldorf zunächst einen Buchclub gegründet: „Ich habe gemerkt, dass die Menschen zunehmend gerne zusammenkommen wollen, um gemeinsam Hobbys auszuüben“, begründet die PR- und Kommunikationsmanagerin und betont: „Man muss nicht alleine auf der Couch sitzen und lesen, stricken oder malen. Das kann man auch gemeinsam tun – und dabei neue Leute kennenlernen.“
- Hier geht es zum Instagram-Profil von Euginia Vambersky
Düsseldorf: Vom Buchclub zum ersten Offline-Treff Deutschlands

Düsseldorf: Vom Buchclub zum ersten Offline-Treff Deutschlands
Weil die Resonanz auf ihre Read & Yap Partys – gemütliche Café-Abende voller Bücher, Literaturaustausch und neuen Freundschaften – so gut war, entschied sich Eugenia kurz darauf, das Angebot zu erweitern. „Im Januar 2025 habe ich das erste Offline-Event im Initiativenhaus Martinshaus58 im Düsseldorfer Viertel Unterbilk organisiert: Hier können die Teilnehmer alles Mögliche tun – auch stricken, malen, lesen oder sketchen“, berichtet sie. Einmal im Monat veranstaltet sie nun unter dem Titel Offline@Nilsson eine dreistündige Offline-Session für alle, die mal ganz bewusst offline gehen wollen. Die Teilnahme sei kostenlos, erklärt Eugenia und beschreibt das Setting, das die Teilnehmer erwartet: „Man kann einfach vorbeischauen, sein Buch oder DIY-Material mitbringen und sich entspannt einen Platz suchen. Es gibt Tee und Limonade für eine freiwillige Spende.“ Rund 30 Menschen kommen im Schnitt pro Event, das sie organisiert. Dabei geht es der Veranstalterin im Kern darum, dass Menschen sich gegenseitig inspirieren und austauschen: „Die Offline-Events sollen den Raum bieten, eine Gemeinschaft zu bilden, in der sich Menschen auf Grund ihrer Hobbys vernetzen können und wo man allein oder mit Freunden einfach vorbeischauen kann“, fasst sie ihre Vision zusammen. Auch die „Read & Yap“ Events, die Eugenia mit ihrer Freundin Leni in wechselnden Düsseldorfer Cafés organisiert, verfolgen dieses Ziel.- Hier geht es zum Instagram-Profil von Leni
Das Bedürfnis, gemeinsam offline zu gehen, wird stärker
Das Bedürfnis, gemeinsam offline zu gehen, wird stärker
Obwohl Eugenia selbst vorher nie an einem Offline-Event teilgenommen hatte, nimmt sie mit ihrem engagierten Projekt intuitiv wahr, dass das gesellschaftliche Bedürfnis „offline zu sein“, in der heutigen Zeit stärker wird: „Ich glaube, dass wir mehr Raum und Zeit offline brauchen“, resümiert sie: „Gerade durch die Arbeit am Laptop und das Gefühl ständiger Erreichbarkeit am Handy und bei Social Media, ist es gut, wenn wir die Augen bewusst weg vom Bildschirm wieder ins echte Leben bringen.“„All die digitalen Impulse, denen wir ausgesetzt sind, hindern uns beim kreativen Denken. Gemeinsam offline zu gehen, hilft dabei, eben nicht mal wieder schnell nach dem Handy zu greifen, wo man in Nachrichten und Social Media versinkt“, stellt die Düsseldorferin fest. Um Gemeinschaft und echte Verbindung zu stiften, setzt sie deshalb auf weiterhin auf die entspannte Atmosphäre des Offline-Formats: „Wenn man dieselben kreativen Hobbies und Ideen teilt und umsetzt, lassen sich viel einfacher neue Kontakte knüpfen“, so ihre Erfahrung. In kurzer Zeit ist Offline@Nilsson so zum „zweiten Wohnzimmer“ der Stadt Düsseldorf geworden: Das finden viele erholsam – und kommen regelmäßig gerne wieder.
The Offline Club Berlin: Eröffnung im Juni 2025
The Offline Club Berlin: Eröffnung im Juni 2025
Auch Berlin bekommt schon bald seinen ersten „Offline Club“: Mitte Juni 2025 startet die Künstlerin Katharina Schüßler im Neuköllner Café Engels das erste Event des offiziellen The Offline Club der deutschen Hauptstadt. „Wir haben schon 500 Leute auf der Warteliste, die Lust darauf haben“, freut sich die 30-Jährige. Mit ihrem Angebot will sie einen Raum schaffen, „wo man einfach nur sein kann, mit sich selbst in Verbindung kommt – ohne viele Einflüsse von außen.“
The Power to Be: „Ein Raum, der nicht viel Input will“
The Power to Be: „Ein Raum, der nicht viel Input will“
Für Katharina war daraufhin klar: „Das ist die Mission, für die ich antreten und eine Welt, die ich unterstützen will. Dafür möchte ich stehen.“ Im Juni startet sie nun mit Unterstützung eines kleinen Teams aus Motivierten und Freiwilligen in die Umsetzung – Planung und Entscheidungsfindung macht sie jedoch allein. Zwei Mal monatlich sollen die Offline Hangouts in Berlin initial stattfinden – mit wechselnden Locations, nach denen sie gerade Ausschau hält. Wichtig dabei: die Orte müssen räumlich oder zeitlich getrennt von anderen Besuchern sein, die ihre Smartphones benutzen.Im Rahmen ihres Onboardings beim offiziellen The Offline Club hat Katharina drei Events in Amsterdam besucht, um sich vorzubereiten. Pro Veranstaltung rechnet sie mit 30 bis 40 Teilnehmern: „Im Hintergrund wird es entspannte Musik geben, vielleicht auch Live-Musik“, kündigt die Berlinerin an. Anders als in Düsseldorf sollen bei ihrem Angebot jedoch keine bestimmten Tätigkeiten oder kreatives Handwerk im Fokus stehen. „Ganz im Gegenteil“, sagt sie mit Nachdruck und fügt hinzu: „Mir geht es darum, mit den Räumlichkeiten nicht noch mehr Input zu kreiieren. Wer teilnimmt, muss am Ende weder mehr wissen noch mehr sein. Es geht darum, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Wer dann noch Lust auf soziale Interaktion bekommt, kann sich mit Anderen connecten.“
- Hier geht es zum Instagram-Profil des The Offline Club
- Hier geht es zur Webseite des The Offline Club
Ein ganzer Raum – in tiefer Konzentration mit sich selbst
Ein ganzer Raum – in tiefer Konzentration mit sich selbst
Und so ist das Event-Format zum Preis einer Kinokarte dann auch aufgebaut: Nachdem die Teilnehmer ihre Mobiltelefone am Empfang abgegeben haben, gehören die ersten eineinhalb Stunden ihnen ganz allein: „Nur du und dein Buch, dein Spiel oder dein Lied“, sagt die Sängerin und verweist auf die Ergebnisoffenheit einer Offline-Einheit, ganz ohne Leistungsgedanken: „Wir schaffen quasi einen geschützten, geradezu heiligen Raum der Entschleunigung, in dem nichts angeleitet und erwartet wird. Und es gibt keine Ablenkungen von Handy, Laptop oder Arbeit.“Nach der Stunde, die jeder in Ruhe und Konzentration mit sich selbst verbringen darf, will Katharina dann den zweiten Teil ankündigen – dem, der dazu einlädt, sich für Andere zu öffnen. „Heute erleben wir in unserer Gesellschaft kaum noch Momente, wo wir nicht automatisch am Handy sind. Es ist nicht mehr selbstverständlich, sich in der Bahn umzuschauen und mit Menschen zu reden. Menschlichkeit und Verbundenheit drohen zu verschwinden“, fasst sie ihre Beobachtungen zusammen. Das will sie mit dem Berliner Offline-Projekt ändern. „Ich möchte, dass Millionen von Menschen erleben können, wie es sich im Körper anfühlt, wenn man drei Stunden lang mit echten Menschen zusammensitzt, etwas erschafft und sich einer Sache widmet. Wenn es um nichts geht. Da erlebt man etwas Seltenes, Besonderes: Gemeinschaft und Verbundenheit“, sagt sie.
Nicht gegen Smartphones – aber für mehr Balance
Nicht gegen Smartphones – aber für mehr Balance
Wichtig ist ihr auch, dass die Offline-Events keine Pauschalabsage an Technologie oder Handys sind. „Wir wollen nur die menschliche Balance suchen und finden“, betont sie. In ihrer Arbeit als Künstlerin, Coach und Referentin für Nachhaltigkeit in der Kunst stellt sie immer wieder fest, dass es darum geht, Räume der Entschleunigung zu schaffen. Orte, die inspirieren – und die nicht vom Leistungsgedanken durchdrungen sind. „Unsere Welt ist heute so sehr von Arbeit und Leistung geprägt, vom ständigen Machen“, findet Katharina und verweist auf Workshops und Kurse, die selbst im künstlerischen Tun auf Effizienz und Perfektion zielen.Darin sieht sie auch den großen Zulauf begründet, den die Offline-Events europaweit bereits haben: „Obwohl die meisten es nicht explizit benennen können, sehnen sich die Menschen nach zwischenmenschlicher Verbundenheit in der Gemeinschaft“, resümiert die Berlinerin mit Blick auf den Andrang. Umso wichtiger ist es ihr, einen Safe Space für die Community, individuelle Kreativität und Potenzialentfaltung zu schaffen: „denn dieser Part geht in unserer Gesellschaft wirklich verloren.“Wie alles anfing: The Offline Club in Amsterdam
Wie alles anfing: The Offline Club in Amsterdam
„Alles begann mit einer Think Week, einer Woche zum Nachdenken“, erinnert sich Ilya Kneppelhout, Mitgründer von The Offline Club aus Amsterdam. Der 28-jährige Niederländer arbeitete 2022 mit seinem Freund Jordy van Bennekom in einem nachhaltigen Start-Up. „Jordy startete damals ein persönliches Experiment, er wollte vier Tage lang offline gehen“, blickt er zurück: „nur um Bücher zu lesen, so wie Bill Gates es zwei Mal pro Jahr tut.“
Digitale Auszeit schafft Ruhe, Klarheit und inneren Einklang
Digitale Auszeit schafft Ruhe, Klarheit und inneren Einklang
Wie viele von uns, ist auch Ilya seit früher Kindheit nicht mehr ohne Handy unterwegs gewesen. Der Rückzug in die Natur stimmte ihn ruhig: „Ich liebte das Gefühl. Ich fühlte mich wieder im Einklang mit meinen eigenen Gefühlen und Gedanken, war kreativer, konnte mich konzentrieren, ausruhen, Bücher lesen und schreiben.“ Dieses kraftvolle, positive Gefühl wollte er daraufhin auch mit anderen teilen. „So viele Menschen beklagen sich darüber, dass sie zu viel Zeit mit ihrem Handy verbringen, aber niemand unternimmt wirklich etwas dagegen“, so seine Feststellung.Zusammen mit Jordy und Valentijn Klok (28) gründete Ilya deshalb 2023 The Offline Club in Amsterdam. Unter dem Motto Swap screen time for real time organisierten die drei Gründer des mittlerweile europaweit etablierten Offline-Clubs zunächst Offline Getaways alias Lese-Wochenenden: „Das war ein Riesenspaß. Manche Teilnehmer kündigten im Anschluss ihre Jobs, weil sie endlich die Zeit fanden, wirklich nachzudenken und ihre Gedanken und Gefühle zu verarbeiten“, erinnert sich Ilya an die Anfänge und fährt fort: „Auch die Verbindung, die wir zwischen den Menschen auf diese Weise herstellten, war bedeutsam und besonders.“Vom Natur-Retreat zum urbanen Digital-Detox-Hangout
Vom Natur-Retreat zum urbanen Digital-Detox-Hangout
Nach fünf Retreats mit jeweils zehn Teilnehmern wollten die drei Freunde die Digital-Detox-Erfahrung größer aufziehen – und das Erlebnis mehr Menschen zeitlich und finanziell zugänglich machen. „Um das Angebot niedrigschwelliger zu gestalten, begannen wir statt Retreats in der Natur kleine Veranstaltungen in Großstädten anzubieten“, erzählt Ilya. So entstand die Idee von Offline Hangouts in Cafés und an anderen urbanen Locations, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu entschleunigen, eine digitale Auszeit vom Smartphone zu nehmen und andere Menschen zu treffen, um sinnvolle Gespräche miteinander zu führen.„Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, in der es sich normal anfühlt, mit Fremden zu sprechen“, erklärt Ilya die Motivation hinter der innovativen Start-Up-Idee weiter. Eine Idee, die den Nerv der Zeit traf: Innerhalb eines Monats nach den ersten Offline Hangouts im Februar 2024 hatte das Projekt aus Amsterdam schon 100.000 Follower auf Instagram: „Uns wurde klar, dass es eine echte Nachfrage gab und dass unser Thema die Menschen berührt“, berichtet Ilya.
Obwohl er seinen damaligen Vollzeitjob in einem Unternehmen, das Flüchtlingen half, liebte, tauschte Ilya ihn kompromisslos gegen die Vision ein, Menschen dabei zu helfen, weniger Zeit am Telefon und mehr Zeit im echten Leben zu verbringen. Das Gründerteam widmet sich seitdem voll und ganz dem Aufbau der Offline-Bewegung und dem Wachstum der aufgeschlossenen Community.
Weltweit finden pro Monat rund 30 Events statt

Weltweit finden pro Monat rund 30 Events statt
Heute finden in Amsterdam jeden Monat etwa acht Veranstaltungen vom The Offline Club statt. Weltweit sind es sogar rund 30 im Schnitt. „Wir fokussieren uns noch auf Europa, haben aber auch schon einen Ableger in Dubai“, berichtet Ilya: „Dort pausieren die Veranstalter zwar gerade, doch schon im August 2025 soll es weitergehen.“ Er hofft, die wachsende Offline-Bewegung in Zukunft auch nach Australien und in den Rest der Welt bringen zu können.Bei der Ausgestaltung ihrer Offline-Events sind die Niederländer durchaus kreativ: „Wir haben z.B. schon Offline-Events in einer 600 Jahre alten Kirche, in öffentlichen Parks oder beim Sonnenuntergang auf einem Hügel über London veranstaltet“, erzählt Ilya. Während solche Großevents bis zu 350 Teilnehmer haben können und den Einsatz der lokalen Community fordern, kommen zu den klassischen Hangouts in Cafés und Restaurants meist nur 30 bis 50 Personen. „Das ist sehr intim“, sagt Ilya. Auch hier gilt wieder: die erste Stunde dient dem Kontakt mit sich selbst, danach ist soziale und gesellige Zeit möglich: „Die Leute unterhalten sich dann, tauschen Ideen aus, spielen Brettspiele, knüpfen Kontakte und haben einfach Spaß.“Stress abbauen: „Wir sind permanent switched on“

Stress abbauen: „Wir sind permanent switched on“
Eine Magie, die kaum an jemandem spurlos vorüber geht: Inzwischen bieten die Amsterdamer Gründer nicht nur freie, sondern auch themenbezogene Offline Hangouts an, die Teilnehmer in ihren kreativen Flow bringen sollen: Ob Stricken, Moodboarding, Zeichnen oder unlängst eine Rätselparty mit 100 Menschen in einer Amsterdamer Kirche – alles ist machbar und möglich. Aber auch hier geht es im Endeffekt darum, Energien wieder aufzuladen und Stress abzubauen.Ilya Kneppelhout sieht vor allem zwei Gründe für die positive Resonanz der Offline-Events: „Heutzutage sind wir fast alle ständig switched on, d.h. eingeschaltet: Wir erhalten zu viele Benachrichtigungen, sowohl bei der Arbeit als auch nach der Arbeit. Das ist nicht gut für unsere mentale Gesundheit“, kritisiert er. Schon nach 15 Minuten Offline-Zeit fühlten sich die meisten Menschen nachweislich besser, weiß er. „Der Körper wird dann ruhiger, man atmet langsamer. Stress ebbt ab – und man fühlt sich besser.“ Was die Amsterdamer jedoch nicht wollen, ist, den ständigen Smartphone-Gebrauch zum Problem zu erklären: „Wir haben einen sehr positiven Ansatz in Bezug auf Digital Detoxing und Zeit ohne Smartphone“, klärt Ilya auf: „Statt uns auf die negativen Statistiken zu konzentrieren, heben wir die positiven Vorteile des Offline-Gehens hervor – und zeigen, dass es Spaß macht und Entspannung bringt.“
Auch die Isolation und Einsamkeit des digitalisierten Alltags will die Offline-Bewegung bekämpfen: „Heute ist es für viele so schwer geworden, andere Menschen zu treffen und mit Fremden zu sprechen“, sagt Ilya: „Wir schaffen also einen Raum, in dem sich das normal anfühlt und in dem es wenig Aufwand erfordert, neue Kontakte zu knüpfen, unterhaltsame Unterhaltungen zu führen und Gemeinschaft zu spüren.“
Gesucht: City Leader für Hamburg, Köln, Frankfurt und München
Gesucht: City Leader für Hamburg, Köln, Frankfurt und München
Während Amsterdam weiterhin als Teststadt fungiert, suchen die Gründer vom The Offline Club inzwischen in Deutschland schon nach weiteren deutschen Standorten und damit nach City Leadern wie Katharina in Berlin: „Jeder, der Offline-Events nach unserem bewährten Konzept in seiner Stadt organisieren möchte, braucht eine Lizenz. Man kann sich bei uns bewerben, um die Community zu leiten und den Club wachsen zu lassen“, erzählt Ilya dem Momente Magazin. Aktuell suchen er und sein Team nach City Leadern für Hamburg, Köln, Frankfurt und München. Auch europaweit werde man weiterhin expandieren, in Städte wie Lissabon oder Madrid beispielsweise.Ohne Frage: Die neue Offline-Kultur Europas bildet zunehmend einen wertvollen Gegenpol zum digital gewordenen Alltag. Sie ermöglicht es auch jungen Menschen, insbesondere den Digital Natives, bewusster zu leben, sich selbst zu spüren und erleichtern soziale Begegnungen in Gemeinschaft. Blickt man auf erfolgreiche Plattformen für Offline-Events wie Meetup oder die globale Listening Movement, die ebenfalls gerade in Deutschland Fuß fasst, wird klar, dass hier ein gesamtgesellschaftlicher Umbruch in Richtung analoger Entschleunigung stattfindet. So ist durchaus zu erwarten, dass es noch viele Nachahmer geben wird, die auch hierzulande verstärkt Offline-Treffs organisieren – damit in Zukunft zunehmend noch mehr Menschen häufiger offline gehen können.Lesetipp: Man muss nicht unbedingt in einen Club gehen, um zu Entschleunigen. In unserem Artikel „Den Alltag in Zeitlupe erleben oder die Kunst des bewussten Lebens“ erfahren Sie, wie einfach es sein kann, das Leben zu entschleunigen.