Bielefeld: Die Stadt, die es doch gibt
Bielefeld – eine Stadt, die in Deutschland wohl einzigartig ist. Nicht etwa wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur, der größten Einkaufsstraße des Landes oder ihrer revolutionären Geschichte, sondern wegen eines Mythos: „Bielefeld gibt es nicht“. Was als harmloser Scherz begann, entwickelte sich zur wohl bekanntesten Verschwörungstheorie Deutschlands. Doch wer glaubt, Bielefeld sei nur ein Witz, der irrt. Die ostwestfälische Stadt hat viele Gesichter – und jedes ist einen genaueren Blick wert.
Um Bielefeld rankt sich ein Mythos, den die meisten Deutschen zumindest vage kennen. „Bielefeld gibt es nicht“ – dieser Satz hat sich in die Köpfe von Generationen eingebrannt. Doch wie kam es dazu?
1994 veröffentlichte ein Informatikstudent namens Achim Held in einem Internetforum eine humorvolle Behauptung: Die Stadt Bielefeld sei eine reine Erfindung. Der Beitrag, so Held, sei als Parodie gedacht gewesen – als Antwort auf den Trend, alles in Frage zu stellen und Verschwörungstheorien aufzusitzen. Er stellte drei Kernfragen, die jeder Skeptiker beantworten sollte:
- Kennst du jemanden aus Bielefeld?
- Warst du schon einmal in Bielefeld?
- Kennst du jemanden, der schon einmal in Bielefeld war?
Die meisten antworteten damals mit einem Achselzucken. Und so entstand die Legende. Dass sie sich auch fast drei Jahrzehnte später noch hält und sogar zum festen Bestandteil der deutschen Popkultur geworden ist, verdankt sie einer Mischung aus Humor und einem Quäntchen Wahrheit: Viele Menschen hatten bis dahin tatsächlich keinen persönlichen Bezug zu der Stadt.
Doch Bielefeld machte sich den Mythos zu eigen. Statt sich dagegen zu wehren, setzte die Stadt auf Humor. Im Jahr 2019 lobte sie sogar eine Million Euro für denjenigen aus, der beweisen konnte, dass es Bielefeld gar nicht gibt. Das Ergebnis? Niemand konnte es. Die Stadt lachte zuletzt – und das mit der charmanten Selbstironie, die für Bielefeld so typisch ist.
Ein Streifzug durch die Geschichte

Ein Streifzug durch die Geschichte
Hinter all den Witzen verbirgt sich eine Stadt mit einer beeindruckenden Geschichte. Bielefeld wurde 1214 von Graf Hermann IV. von Ravensberg gegründet. Ursprünglich als Handelsstadt geplant, entwickelte sich Bielefeld schnell zu einem bedeutenden Zentrum des Leinenhandels. Diese Tradition prägte die Stadt über Jahrhunderte und brachte ihr den Beinamen „Leinenstadt“ ein.Ein Relikt aus dieser Zeit ist die imposante Sparrenburg. Die mittelalterliche Burganlage thront auf dem Sparrenberg und gilt als eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Heute können Besucher die Burg erkunden, durch alte Gewölbe wandern und den Panoramablick auf die Stadt genießen. Besonders im Sommer zieht das Sparrenburgfest zahlreiche Besucher an, die in das mittelalterliche Flair eintauchen möchten.
Wirtschaft und Wissenschaft: Das moderne Gesicht Bielefelds

Wirtschaft und Wissenschaft: Das moderne Gesicht Bielefelds
Wer Bielefeld hört, denkt nicht sofort an eine Wirtschaftsmetropole. Doch die Stadt überrascht. 1924 produzierte Miele hier z.B. sein erstes Fahrrad Zahlreiche Großunternehmen haben heute hier ihren Sitz, darunter der Lebensmittelgigant Dr. Oetker, das Modeunternehmen Seidensticker, der Fenster-, Türen und Fassadenzulieferer Schüco und der Maschinenbaukonzern DMG Mori. Diese Unternehmen tragen nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilität der Region bei, sondern machen Bielefeld auch zu einem attraktiven Standort für Fachkräfte aus ganz Deutschland.Ebenso beeindruckend ist die Innovationskraft der Stadt. Die 1969 gegründete Universität Bielefeld zählt zu den führenden Forschungsstandorten des Landes. Insbesondere in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz hat sich die Universität international einen Namen gemacht. Der „Campus Bielefeld“, der 2020 fertiggestellt wurde, ist ein Paradebeispiel für moderne Bildungsinfrastruktur und zieht Studierende aus aller Welt an.
Bielefelds grüne Seite: Natur in der Stadt

Bielefelds grüne Seite: Natur in der Stadt
Selten kann eine Stadt von sich behaupten, mitten im Grünen zu liegen. Doch Bielefeld macht es möglich. Der Teutoburger Wald reicht bis in die Stadt hinein und bietet unzählige Möglichkeiten, Natur zu erleben. Der Hermannsweg, einer der bekanntesten Wanderwege Deutschlands, führt direkt durch Bielefeld. Der Weg ist nicht nur ein Paradies für Wanderfreunde, sondern auch ein geschichtsträchtiger Ort, an dem man das Denkmal des berühmten Arminius – besser bekannt als „Hermann der Cherusker“ – besuchen kann. Ende April findet hier seit über 50 Jahren auch der „Hermannslauf“ statt, ein renommierter und bei Teilnehmenden und Zuschauenden gleichermaßen beliebter Volkslauf, bei dem man auf einer rund 30 km langen anspruchsvollen Strecke unterwegs ist. Wer es ruhiger mag, findet im Botanischen Garten Bielefeld einen Ort der Entspannung. Dieser versteckte Schatz liegt im Westen der Stadt und bietet eine Vielfalt an Pflanzen aus aller Welt. Besonders im Frühling verwandelt sich der Garten in ein Blütenmeer, das auch Besucher aus der Region anzieht. In direkter Nähe kann man im Heimat-Tierpark Olderdissen an 365 Tagen im Jahr über 450 heimische Tiere und Vögel beobachten – und das kostenlos. (Die Wölfe wurden regelmäßig vom Bielefelder Rüdiger Nehberg besucht.)Kulinarische Entdeckungsreise durch Ostwestfalen

Kulinarische Entdeckungsreise durch Ostwestfalen
Neben Natur und Kultur hat Bielefeld auch kulinarisch viel zu bieten. Die Stadt verbindet traditionelle westfälische Küche mit modernen Einflüssen. Typische Gerichte wie der „Pickert“ – eine Art Kartoffelpuffer, oft mit Rübenkraut, Apfelmus oder auch Leberwurst serviert – sind ein Muss für alle, die die regionale Küche kennen lernen möchten. Doch auch internationale Einflüsse haben ihren Platz. Vom italienischen Feinkostladen bis zur asiatischen Streetfood-Kultur bietet die Stadt eine beeindruckende Vielfalt. Besonders beliebt ist der Alte Markt, wo Cafés und Restaurants in historischen Fachwerkhäusern eine einzigartige Atmosphäre schaffen. Ein echter Geheimtipp ist der Bielefelder Wochenmarkt. Hier trifft man Einheimische, kauft frische Produkte direkt vom Erzeuger und genießt das bunte Treiben – ein authentisches Stück Stadtleben.Kultur für jeden Geschmack

Kultur für jeden Geschmack
Kunst und Kultur werden in Bielefeld groß geschrieben. Die Kunsthalle Bielefeld ist das Aushängeschild der Stadt. Das von Philip Johnson entworfene Gebäude ist ein architektonisches Meisterwerk und beherbergt Werke von Künstlern wie Picasso, Kirchner und Beuys. Doch die Kunsthalle ist erst der Anfang. Das Theater Bielefeld bietet eine beeindruckende Vielfalt an Opern, Theaterstücken und Tanzaufführungen. Ergänzt wird das kulturelle Angebot durch zahlreiche Kleinkunstbühnen und Clubs, die das Herz der lokalen Kulturszene bilden. Für Musikliebhaber ist das jährlich stattfindende Festival „Leineweber-Markt“ ein Highlight. Das Straßenfest, das seinen Ursprung in der historischen Leinenindustrie der Stadt hat, verbindet Live-Musik, Kunsthandwerk und kulinarische Angebote zu einem unvergesslichen Erlebnis. Und wer es noch historischer mag, geht im Sommer beim Sparrenburgfest auf eine Zeitreise ins Mittelalter.Stadtteile mit Charakter

Stadtteile mit Charakter
Die Vielfalt Bielefelds zeigt sich auch in den Stadtteilen.- Die Altstadt ist das Herzstück und beeindruckt mit mittelalterlicher Architektur, charmanten Cafés und belebten Plätzen. Hier befinden sich auch einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten wie die Neustädter Marienkirche und das Alte Rathaus.
- Bethel, ein Stadtteil im Süden der Stadt, ist bekannt für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen, eine der größten diakonischen Einrichtungen Deutschlands. Bethel ist aber nicht nur ein Synonym für soziales Engagement, sondern auch ein Ort der Ruhe, umgeben von grüner Landschaft.
- Die Stadtteile Sieker und Brackwede sind dagegen moderne Wohngebiete und beliebt bei Familien, die Stadtnähe und Natur verbinden wollen.