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Die Comic-Figuren Tim und sein Hund Struppi rennen.
09.06.2025
Artikel zum Hören 09:59 Min.
Lesedauer ca. 8 :00 Min.
09.06.2025
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Auf den Spuren von Tim und Struppi: ein Besuch im Hergé-Museum

Die meisten kennen ihn nur als den Schöpfer von Tim und Struppi – doch Hergé, der eigentlich Georges Remi hieß, war weit mehr als ein Comiczeichner. Er war ein Künstler, der sein Handwerk mit beispielloser Sorgfalt und Leidenschaft beherrschte. Wer einen Ort sucht, um mehr über den Mann hinter den weltberühmten Abenteuern zu erfahren, wird im Hergé-Museum fündig. Das Museum ist nicht nur ein Schrein für seine berühmtesten Werke, sondern auch eine Hommage an einen der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Ein Besuch im Hergé-Museum gleicht einer Zeitreise. Es ist eine Reise in die Kunstgeschichte, in die Welt der Abenteuer und in die Biografie eines Mannes, der mit seinen Comics nicht nur Generationen von Lesern geprägt, sondern auch die moderne Comic-Kultur revolutioniert hat. Das Museum bietet einen tiefen Einblick in das Werk, das Leben und das künstlerische Erbe von Georges Remi alias Hergé.

Kurze Einführung: Wer war Hergé?

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Kurze Einführung: Wer war Hergé?

Hergé wurde 1907 in Brüssel geboren und begann sehr früh zu zeichnen. Bereits in jungen Jahren zeigte er ein großes Talent für Illustration und Erzählkunst. Seine ersten Zeichnungen entstanden während seiner Schulzeit, und seine Karriere als Comiczeichner begann in den 1920er Jahren, als er für die katholische Zeitschrift Le Boy-Scout Belge arbeitete. Der große Durchbruch kam 1929, als der erste Tim und Struppi-Comic in der Zeitschrift Le Petit Vingtième veröffentlicht wurde: Tim im Lande der Sowjets. Von da an ging es steil bergauf, und es dauerte nicht lange, bis Hergé zum internationalen Star wurde.

Doch Tim und Struppi waren nicht seine einzige Schöpfung. Im Laufe seiner Karriere schuf Hergé noch weitere Figuren und Serien, darunter Jo, Zette und Jocko. Keines dieser Werke erreichte jedoch den Kultstatus, den Tim und Struppi im Laufe der Jahrzehnte erlangte. Die Geschichten um den jungen Reporter und seinen treuen Foxterrier begeistern bis heute Fans auf der ganzen Welt, die Abenteuer wurden in mehr als 70 Sprachen übersetzt.

Das Hergé-Museum: ein architektonisches Kunstwerk

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Das Hergé-Museum: ein architektonisches Kunstwerk

Das Hergé-Museum ist ein Ort, den sich kein Tim-und-Struppi-Fan entgehen lassen sollte. Rund 30 Kilometer von der belgischen Hauptstadt entfernt, in der beschaulichen Kleinstadt Louvain-la-Neuve, erhebt sich ein modernes architektonisches Meisterwerk, das die Handschrift von Christian de Portzamparc trägt, einem der renommiertesten Architekten der Welt. Das Gebäude selbst ist eine Hommage an Hergé und seine Kunst. Es spielt mit klaren Linien und schlichten Formen und spiegelt so die Präzision und den grafischen Stil wider, die Hergés Werke auszeichnen. Große Glasfronten lassen viel Licht in die Räume, farbige Akzente entführen die Besucher in eine Welt voller Abenteuer und Fantasie.

Mehr als zehn Jahre dauerte der Bau des Museums, und als es 2009 endlich seine Pforten öffnete, war klar, dass es sich hier nicht um ein herkömmliches Museum handelte. Es ist ein Ort, der sich gleichermaßen der Kunst, der Geschichte und der Erzählkunst widmet. In unterschiedlichen Galerien können die Besucher nicht nur die Entwicklung von Tim und Struppi verfolgen, sondern auch einen Einblick in die private Welt und den künstlerischen Schaffensprozess Hergés gewinnen.

Ein Spaziergang durch die Galerien: Von Tim und Struppi zu Hergés künstlerischem Schaffensprozess

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Ein Spaziergang durch die Galerien: Von Tim und Struppi zu Hergés künstlerischem Schaffensprozess

Im Mittelpunkt des Museums steht natürlich Hergés bekannteste Schöpfung: Tim und Struppi. Doch das Museum bietet weit mehr als die bloße Präsentation des berühmten Comics. Vielmehr taucht man tief in die Welt des Künstlers und seines Schaffens ein. Die Ausstellung gliedert sich in acht thematische Galerien, die den Besucher Schritt für Schritt an Hergés künstlerischen Werdegang heranführen.

Die erste Galerie beispielsweise ist dem frühen Leben und den Einflüssen von Georges Remi gewidmet. Hier wird deutlich, dass Hergé von einer Vielzahl von Künstlern, Stilen und Bewegungen inspiriert wurde. Besonders deutlich wird der Einfluss des Art Déco auf seinen Zeichenstil. Auch die politische und soziale Situation in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat Hergés Werk stark beeinflusst. Seine Reisen und seine Liebe zu fremden Kulturen spiegeln sich in vielen seiner Werke wider.

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist den Figuren von Tim und Struppi gewidmet. Neben Tim und seinem treuen Hund begegnet man hier auch den anderen ikonischen Figuren der Serie: Kapitän Haddock, dem schrulligen Professor Bienlein, den tollpatschigen Detektiven Schulze und Schultze und natürlich der Operndiva Bianca Castafiore. In dieser Galerie lernt man nicht nur die Hintergründe dieser Figuren kennen, sondern erfährt auch, wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelt haben.

Ein Comic wird zum Kunstwerk

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Ein Comic wird zum Kunstwerk

Eine der faszinierendsten Galerien des Museums zeigt den Entstehungsprozess eines typischen Tim und Struppi-Abenteuers. Hergé war für seine akribische Arbeitsweise bekannt und jedes seiner Alben war das Ergebnis intensiver Recherchen und sorgfältiger Planung. In dieser Galerie sind die ersten Skizzen, Layouts und Entwürfe der berühmten Comics ausgestellt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Arbeit in jeder einzelnen Seite steckt.

Besonders spannend ist es, die Entwicklung von Hergés Zeichenstil zu beobachten. Während seine frühen Werke noch recht einfach und grob gezeichnet waren, entwickelte er im Laufe der Jahre einen unverkennbaren Stil, der sich durch klare Linien, präzise Proportionen und ein perfektes Gleichgewicht zwischen Text und Bild auszeichnet. Dieser Stil wurde als „Ligne Claire“ bekannt und gilt heute als eine der einflussreichsten Stilrichtungen in der Geschichte des Comics.

Tim und Struppi: Eine Erfolgsgeschichte

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Tim und Struppi: Eine Erfolgsgeschichte

Ein großer Teil des Museums ist natürlich der Erfolgsgeschichte von Tim und Struppi gewidmet. Die Abenteuer des jungen Reporters und seines Hundes waren von Anfang an ein großer Erfolg, doch es dauerte einige Jahre, bis sie auch international bekannt wurden. Vor allem in Frankreich, Belgien und der Schweiz avancierten die Comics schnell zu Kultklassikern. Ebenfalls in Deutschland, Großbritannien und den USA hatten Hergé Comics bald eine große Fangemeinde.

Interessant ist, wie sich Tim und Struppi im Laufe der Jahre entwickelt haben. Während die ersten Abenteuer eher einfache Geschichten über exotische Länder und gefährliche Missionen waren, wurden die späteren Alben immer komplexer und tiefgründiger. Bände wie „Der Fall Bienlein“ oder „König Ottokars Zepter“ sind beste Agententhriller und könnten auch die Vorlage zu einem Hitchcock-Film sein. Gerade in den späteren Jahren begann Hergé soziale und politische Themen in seine Comics zu integrieren, und es ist beeindruckend, wie vielschichtig und zeitlos diese Werke auch heute noch sind.

Die dunklen Kapitel: Kontroversen um Hergé

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Die dunklen Kapitel: Kontroversen um Hergé

Doch nicht alles an Hergés Werk ist ungetrübt. Die Ausstellung geht auch auf die Kontroversen ein, die den Künstler immer wieder begleitet haben. Vor allem die frühen Abenteuer von Tim und Struppi – „Tim im Kongo“ und „Tim im Lande der Sowjets“ – standen in der Kritik. In „Tim im Kongo“ wurde Hergé vorgeworfen, rassistische Stereotype zu bedienen und die Kolonialherrschaft zu verherrlichen. Auch „Tim im Lande der Sowjets“ wurde als Propaganda gegen den Kommunismus verstanden.

Hergé selbst distanzierte sich später von diesen Werken und gab zu, in seinen frühen Jahren stark von der politischen Atmosphäre und den Einflüssen seiner Zeit geprägt gewesen zu sein. Spätere Abenteuer wie „Die Juwelen der Sängerin“ oder „Der Sonnentempel“ zeigen jedoch, dass Hergé mit der Zeit eine differenziertere und kritischere Haltung einnahm. Das Museum beleuchtet diese dunklen Kapitel offen und zeigt, dass auch ein Künstler wie Hergé nicht frei von Fehlern war.

Hergé jenseits von Tim und Struppi

Hergé jenseits von Tim und Struppi

Obwohl Tim und Struppi zweifellos die bekanntesten Werke Hergés sind, widmet sich das Museum auch seinem anderen künstlerischen Schaffen. Hergé war nicht nur Comiczeichner, sondern auch ein begnadeter Grafiker und Designer. Er entwarf Plakate, Anzeigen und Illustrationen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Gerade seine Arbeiten im Bereich der Werbegrafik zeigen eine andere, weniger bekannte Seite des Künstlers. Es wird deutlich, dass Hergé ein vielseitiger Künstler war, der sich nicht nur auf Comics beschränkte, sondern auch in anderen Bereichen der bildenden Kunst große Erfolge feierte. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in sein künstlerisches Schaffen und zeigt, wie vielseitig und begabt er wirklich war.

Hergé jenseits von Tim und Struppi

© Hergé/Tintinimaginatio - 2025

Hergé jenseits von Tim und Struppi

Obwohl Tim und Struppi zweifellos die bekanntesten Werke Hergés sind, widmet sich das Museum auch seinem anderen künstlerischen Schaffen. Hergé war nicht nur Comiczeichner, sondern auch ein begnadeter Grafiker und Designer. Er entwarf Plakate, Anzeigen und Illustrationen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Gerade seine Arbeiten im Bereich der Werbegrafik zeigen eine andere, weniger bekannte Seite des Künstlers. Es wird deutlich, dass Hergé ein vielseitiger Künstler war, der sich nicht nur auf Comics beschränkte, sondern auch in anderen Bereichen der bildenden Kunst große Erfolge feierte. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in sein künstlerisches Schaffen und zeigt, wie vielseitig und begabt er wirklich war.

Lesetipp: Wer glaubt, nur Comiczeichner hätten Weitblick, sollte einen Blick nach Spitzbergen werfen – wo Daten im ewigen Eis lagern. Die ganze Geschichte gibt’s hier: Eiskalte Datenspeicherung: Spitzbergens Beitrag zur Zukunft der Kommunikation

Auf den Spuren von Tim und Struppi: ein Besuch im Hergé-Museum
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