Essen & Konsum
Bürger mit grünem Brötchen.
02.06.2025
Artikel zum Hören 10:23 Min.
Lesedauer ca. 7 :00 Min.
02.06.2025
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Von TikTok bis zur Tiefkühltruhe: Wie soziale Medien unsere Essgewohnheiten diktieren

Ob „Cloud Bread“, „Dalgona Coffee“ oder die berühmt-berüchtigte „Baked Feta Pasta“ – soziale Medien, allen voran TikTok, sorgen dafür, dass neue Food-Trends in Windeseile entstehen und sich verbreiten. Sie beeinflussen nicht nur, was wir essen, sondern auch die gesamte Lebensmittelindustrie, die Produktionsketten und sogar unsere Ernährungsgewohnheiten. Doch wie kommt es, dass wir uns von einem kurzen Video inspirieren lassen und noch am selben Tag die Zutaten einkaufen gehen? Der Einfluss sozialer Medien auf Ernährungstrends ist immens – und wirft gleichzeitig Fragen nach Authentizität, Gesundheit und Nachhaltigkeit auf.

Ob cremiger Kaffee, der wie Schlagsahne aussieht, oder Pasta, die mit Feta und Tomaten direkt aus dem Ofen auf Instagram zelebriert wird – was als kurzer Clip in den sozialen Medien beginnt, endet oft mit leeren Supermarktregalen und einem neuen Ernährungstrend. Was die unzähligen Food-Videos auf Plattformen wie TikTok und Instagram auszeichnet, ist ihre unglaubliche Reichweite und der sofortige Effekt, den sie auf den Appetit und die Einkaufslisten ihrer Zuschauer haben. Doch hinter den scheinbar harmlosen Food-Hypes steckt ein gewaltiges Zusammenspiel aus Konsumpsychologie, digitalem Marketing und einer Industrie, die gelernt hat, auf Knopfdruck auf virale Trends zu reagieren.

Die Macht der sozialen Medien: Wie Ernährungstrends viral gehen

Die Macht der sozialen Medien: Wie Ernährungstrends viral gehen

Das moderne Kochen hat sich verändert: Während früher Kochbücher oder die kulinarischen Vorlieben der Familie den Ton angaben, ist heute vieles schnelllebig und von Influencer und Content-Creator geprägt. Auf TikTok, Instagram und YouTube kann ein einfaches Rezeptvideo innerhalb weniger Stunden Millionen von Menschen erreichen. Ein einfaches Beispiel ist der plötzliche Anstieg der Verkaufszahlen von Hüttenkäse, nachdem ein virales Rezept die Runde gemacht hatte. Für viele Lebensmittelhersteller bedeutet das oft eine unerwartete Nachfragewelle und volle Auftragsbücher. Doch was macht die Plattformen so erfolgreich bei der Schaffung von Food-Hypes?

Die Zutaten für ein virales Rezept

Die Zutaten für ein virales Rezept

Damit ein Rezept viral geht, braucht es eine einfache Struktur, visuelle Attraktivität und vor allem etwas „Neues“ oder „Anderes“. Menschen sind neugierig auf ungewöhnliche Kombinationen oder einfache Alternativen zu traditionellen Gerichten. Nehmen wir zum Beispiel das Phänomen des Dalgona-Kaffees: Ein gewöhnlicher Instantkaffee wurde durch eine cremige Aufschäumtechnik zum weltweiten Trend. Die einfache Zubereitung und das schöne Ergebnis haben das Rezept extrem populär gemacht – und das ohne professionelle Küche oder spezielle Geräte.

Ein weiteres Beispiel ist der Trend „gebackene Feta-Nudeln“. Einfache Zutaten, ein farbenfrohes Ergebnis und eine kurze, prägnante Zubereitung machten diesen Nudelauflauf zum Liebling der Feeds. Innerhalb weniger Wochen war Feta weltweit ausverkauft und Supermärkte mussten ihre Bestellungen verdoppeln. TikTok und Instagram geben Rezepten eine visuelle Bühne, die sofort Lust aufs Nachkochen macht.

Auswirkungen auf Konsum und Produktion

Auswirkungen auf Konsum und Produktion

Sobald ein Rezept viral geht, haben nicht nur die Supermarktregale zu kämpfen, sondern auch die Produzenten selbst. Der plötzliche Anstieg der Nachfrage ist oft eine logistische Herausforderung: Produktionszahlen müssen angepasst, Lieferketten optimiert und gegebenenfalls Alternativprodukte angeboten werden. Der Einfluss von Social Media auf das Konsumverhalten ist so groß, dass viele Unternehmen inzwischen ihre Marketingstrategien darauf abstimmen und gezielt Influencer engagieren, um ihre Produkte zu präsentieren.

Spiel mit der Knappheit

Spiel mit der Knappheit

Die Kombination aus trendigen Rezepten und begrenzten Vorräten führt bei Konsumenten oft zu einem „Drang“, das Produkt so schnell wie möglich zu erwerben. Die künstliche Verknappung – ob real oder gefühlt – treibt den Absatz an und sorgt dafür, dass virale Trends für viele Supermärkte und Produzenten ein echter Umsatztreiber sind. Das schnelle Auf und Ab der Nachfrage bedeutet aber auch hohe Investitionen und Risiken.

Nachhaltigkeit im Trend-Fieber

Nachhaltigkeit im Trend-Fieber

So groß der Hype um virale Food-Trends auch ist, sie sind selten von langer Dauer. Der schnelle Wechsel führt zu Überschussproduktionen, die weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll sind. Ein Trend, der heute „in“ ist, kann morgen schon wieder vergessen sein. Unternehmen wie auch Konsumenten stehen hier in der Verantwortung, langfristig tragfähige Entscheidungen zu treffen.

Gesundheitsaspekte und die Rolle von Influencer

Gesundheitsaspekte und die Rolle von Influencer

Aber sind diese Trendrezepte immer gesund? Viele virale Trends konzentrieren sich auf schnell zuzubereitende und kalorienreiche Rezepte. Dadurch wird ein Bild von Ernährung vermittelt, dass nicht immer den Grundsätzen einer ausgewogenen Ernährung entspricht. Hinzu kommt, dass nicht alle Influencer eine fundierte Ausbildung im Bereich Ernährung haben. Die Rezeptvorschläge orientieren sich oft mehr an Likes und Klicks als an Nährwerten.

Der „Healthy Food“-Hype und seine Schattenseiten

Der „Healthy Food“-Hype und seine Schattenseiten

Neben den kalorienreichen Trends gibt es natürlich auch solche, die sich „Healthy Food“ auf die Fahnen geschrieben haben. Smoothie-Bowls, Low-Carb-Kuchen oder vegane „Snickers“ sind Beispiele für beliebte Rezepte. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn viele vermeintlich gesunde Rezepte entpuppen sich als kalorienreiche Mahlzeiten. Die Unsicherheit bei den Konsumenten wächst und der Wunsch nach gesunder Ernährung wird durch Drang nach Optik und Followerzahlen der Influencer hintenangestellt.

Zwischen Ernährungstipps und Selbstdarstellung

Zwischen Ernährungstipps und Selbstdarstellung

Die Rolle der Influencer in der Vermittlung von Ernährungstrends ist ambivalent: Einerseits fördern sie ein neues Bewusstsein und regen Menschen dazu an, Neues auszuprobieren. Andererseits bleibt die Qualität der Inhalte oft fragwürdig. Viele Nutzer folgen blind den Ratschlägen ihrer Lieblings-Influencer und orientieren sich an deren Ernährungsgewohnheiten. Dies kann problematisch sein, wenn diese Empfehlungen nicht von qualifizierten Ernährungsberatern stammen.

Authentizität und Vertrauen: Wie beeinflussen Influencer die Essgewohnheiten ihrer Follower?

Authentizität und Vertrauen: Wie beeinflussen Influencer die Essgewohnheiten ihrer Follower?

Die emotionale Bindung, die Follower zu ihren Influencer aufbauen, ist eng mit Vertrauen und Authentizität verknüpft. Creatoren, die ihren Follower mit in ihre Küche nehmen und ihre privaten Ernährungsgewohnheiten teilen, schaffen eine Vertrauensbasis, die stark beeinflusst, was Menschen essen. Im Vordergrund stehen oft persönliche Erfahrungen und die Darstellung eines vermeintlich authentischen Lebensstils. Dies macht die Empfehlung eines neuen Ernährungstrends umso wirkungsvoller.

Das Phänomen der „Foodstagramability“

Das Phänomen der „Foodstagramability“

Gerichte, die visuell ansprechend und einfach nachzukochen sind, verbreiten sich besonders schnell. Die sogenannte „Instagramability“ eines Rezeptes – also wie fotogen ein Gericht ist – spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auch auf TikTok ist ein Rezept erfolgreicher, wenn es optisch „knallt“. Bunte Bowls, überdimensionale Pizzastücke oder aufwendig verzierte Torten kommen den heutigen Sehgewohnheiten und dem Wunsch nach dem nächsten besonders „postbaren“ Esserlebnis sehr entgegen.

Die psychologische Wirkung von Food-Trends

Die psychologische Wirkung von Food-Trends

Virale Food-Trends beeinflussen uns nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst. Die Darstellung von Essen in sozialen Medien setzt eine Art „sozialen Vergleich“ in Gang, bei dem Follower sich und ihre Essgewohnheiten mit denen der Creator messen. Essen wird zur sozialen Währung, und wer die angesagtesten Rezepte ausprobiert, erntet positives Feedback und Anerkennung. Dies kann auch dazu führen, dass Menschen ihre Vorlieben und sogar ihre Essgewohnheiten ändern, nur um „up to date“ zu bleiben.

Die Zukunft der Ernährungstrends in sozialen Medien

Die Zukunft der Ernährungstrends in sozialen Medien

Der Einfluss der sozialen Medien auf Ernährungstrends wird wahrscheinlich weiter zunehmen. Mit der zunehmenden Integration von E-Commerce in Plattformen wie Instagram und TikTok wird es bald möglich sein, die Zutaten für ein Rezept direkt aus einem Video heraus zu bestellen. Diese Kombination aus Beeinflussung und direkter Kaufmöglichkeit eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Lebensmittelbranche. Die enge Verzahnung von Marketing und Konsum könnte dazu führen, dass Ernährungstrends nicht nur vorübergehende Hypes bleiben, sondern unser Essverhalten nachhaltig verändern.

Qualität vor Quantität: Die Herausforderung für die Zukunft

Qualität vor Quantität: Die Herausforderung für die Zukunft

Für Konsument bedeutet dies, kritischer zu sein und bewusster zu konsumieren. Die Herausforderung besteht darin, zwischen schnelllebigen Trends und fundierten Empfehlungen zu unterscheiden. Die Lebensmittelindustrie wird sich darauf einstellen müssen, einerseits Trends flexibel zu bedienen und andererseits nachhaltiger und transparenter zu produzieren.

Einflüsse, Chancen und Risiken

Einflüsse, Chancen und Risiken

Social Media ist zweifellos ein starker Treiber für Ernährungstrends. Plattformen wie TikTok und Instagram haben das Potenzial, die Lebensmittelindustrie umzukrempeln und Konsument innerhalb kürzester Zeit neue Essgewohnheiten zu vermitteln. Doch bei aller Begeisterung für den nächsten „Foodie-Trend“ sollte nicht vergessen werden, dass Essen mehr ist als die Erfüllung optischer und sozialer Erwartungen. Essen ist eine Notwendigkeit – und sollte immer auch unter den Aspekten Gesundheit und Nachhaltigkeit betrachtet werden.

Lesetipp: Vom Bildschirm auf den Grill – wer nach all den Food-Trends richtig Appetit bekommen hat, findet hier das passende Know-how für heiße Angelegenheiten: Grill-Guru oder Flammen-Neuling? Grilltechniken einfach erklärt

Von TikTok bis zur Tiefkühltruhe: Wie soziale Medien unsere Essgewohnheiten diktieren
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