Mobilität & Verkehr
17.10.2024
Artikel zum Hören 08:58 Min.
Lesedauer ca. 6 :00 Min.
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Eisige Straßen, starker Grip: Winterreifen und ihre kalte Mission

Der Winter naht, und während man vielleicht noch auf sonnige Herbsttage hofft, wissen erfahrene Autofahrer längst: Der erste Frost kann schneller kommen als gedacht. Doch Jahr für Jahr spielt sich in den Köpfen vieler Menschen das gleiche Spiel ab: „Der erste Schnee ist noch nicht da, also kann ich die Winterreifen noch ein paar Wochen im Keller lassen.“ Falsch gedacht. Denn was viele nicht bedenken: Winterreifen spielen ihre Stärken nicht nur bei Schnee aus. Schon wenn die Temperaturen sinken, lohnt sich ein Wechsel. Warum das so ist? Das klären wir im Detail.

Wenn der Winter an die Tür klopft und die Temperaturen in den Keller fallen, steht eine Frage oft ganz oben auf der To-do-Liste: Sind die Winterreifen schon aufgezogen? Die Straßen werden glatter, die Sicht schlechter und der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Für viele Autofahrerinnen und Autofahrer ist das der Moment, in dem sie sich fragen, ob ein Reifenwechsel wirklich nötig ist – schließlich kann man ja vorsichtig fahren. Doch genau hier beginnt der erste Irrtum. Die Wahl der richtigen Reifen ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch der Physik. Denn sobald der Winter Einzug hält, ändern sich die Spielregeln auf der Straße grundlegend.

Kalt genug: Wenn der Asphalt plötzlich anders reagiert

Kalt genug: Wenn der Asphalt plötzlich anders reagiert

Während viele Autofahrer den Wechsel auf Winterreifen an den ersten Schneeflocken festmachen, gibt es eine viel entscheidendere Grenze: 7 Grad Celsius. Sobald das Thermometer unter diese Marke fällt, ändert sich nicht nur die Lufttemperatur, sondern auch das Verhalten des Asphalts. Straßen, die bei sommerlicher Hitze guten Grip bieten, können bei Kälte glatt und rutschig werden – lange bevor Schnee fällt. Das Problem sind die Sommerreifen selbst. Ihre Gummimischung ist auf hohe Temperaturen optimiert. Bei Kälte werden sie hart und unflexibel und verlieren den Kontakt zur Straße. Die Folge? Längere Bremswege, schlechtere Kurvenstabilität und ein insgesamt unsicheres Fahrverhalten. Kurz: Sommerreifen verwandeln sich bei Kälte in rutschige, unzuverlässige Weggefährten. Winterreifen hingegen sind so konstruiert, dass sie auch bei niedrigen Temperaturen elastisch bleiben und sich optimal an die Fahrbahn anpassen. Mit anderen Worten: Sie greifen dort, wo Sommerreifen längst aufgegeben haben.

Die Technik hinter Winterreifen: Mehr als nur grobes Profil

Die Technik hinter Winterreifen: Mehr als nur grobes Profil

Doch die Kälte ist nur die halbe Wahrheit. Auch Konstruktion und Beschaffenheit der Winterreifen machen sie zur besseren Wahl, sobald die Temperaturen sinken. Ihr Profil ist tiefer und mit zahlreichen Lamellen durchzogen – feinen Einschnitten, die die Haftung auf der Straße verbessern. Diese Lamellen wirken wie winzige Krallen, die sich in den Asphalt oder die Schneedecke krallen und so für mehr Traktion sorgen. Besonders auf Matsch und Schnee entfalten sie ihre volle Wirkung, aber auch bei trockener Kälte machen sie einen großen Unterschied. Wer glaubt, dass Winterreifen nur bei Schnee sinnvoll sind, irrt. Auch auf trockener Fahrbahn bieten sie in der kalten Jahreszeit mehr Grip als Sommerreifen. Gerade bei morgendlichem Glatteis oder bei Reifglätte zeigt sich, wie wichtig dieser zusätzliche Grip ist. Einmal ins Rutschen gekommen, sind Sommerreifen oft machtlos. Winterreifen dagegen greifen, sind natürlich kein Freifahrtschein für unangepasstes Fahren bei eisigen Verhältnissen.

Bremsen: Der große Unterschied, wenn jede Sekunde zählt

Bremsen: Der große Unterschied, wenn jede Sekunde zählt

Es ist der Alptraum jedes Autofahrers: Plötzlich Gefahr auf der Straße, und man tritt auf die Bremse. Im Sommer mag das noch gut gehen – das Auto kommt rechtzeitig zum Stehen. Im Winter sieht das ganz anders aus, vor allem, wenn man mit den falschen Reifen unterwegs ist. Bei Reifentests der Continental AG hat sich gezeigt, dass ein Auto mit Winterreifen bei schneebedeckter Fahrbahn und einer Geschwindigkeit von 100 km/h 31 Meter braucht, bis es steht. Ein Auto mit Sommerreifen hingegen ist nach 31 Metern immer noch mit einer Geschwindigkeit von 35 km/h unterwegs und kommt erst nach 62 Metern zum Stehen. Es braucht also auf verschneiter Fahrbahn doppelt so lange wie ein Auto mit Winterreifen.

Was ist mit Allwetterreifen? Halbe Lösung für ein ganzes Problem?

Was ist mit Allwetterreifen? Halbe Lösung für ein ganzes Problem?

Für viele Autofahrer klingt der Allwetterreifen nach der idealen Lösung. Ein Ganzjahresreifen, der im Sommer wie im Winter funktioniert – was könnte praktischer sein? Doch die Realität sieht anders aus. Allwetterreifen sind ein Kompromiss, der weder im Sommer noch im Winter wirklich glänzt. Zwar bieten sie an kalten Tagen eine bessere Haftung als Sommerreifen, doch bei extremen Bedingungen können sie nicht an die Leistung echter Winterreifen heranreichen. Auf Schnee und Eis haben Allwetterreifen keine Chance gegen ihre speziell entwickelten Konkurrenten. Allwetterreifen sind zwar eine bequeme Lösung, aber wer im Winter wirklich sicher unterwegs sein will, sollte auf spezielle Winterreifen setzen. Der Unterschied macht sich beim Bremsverhalten, bei der Kurvenstabilität und beim allgemeinen Fahrgefühl bemerkbar. Allwetterreifen mögen akzeptabel sein, aber bei der Sicherheit gibt es keine Kompromisse.

Gesetzliche Vorschriften und Haftung: Ein teures Risiko

Gesetzliche Vorschriften und Haftung: Ein teures Risiko

Vielen Autofahrern ist nicht bewusst, dass in vielen Ländern bei winterlichen Straßenverhältnissen eine Winterreifenpflicht besteht. In Deutschland zum Beispiel gilt die so genannte „situative Winterreifenpflicht“. Das bedeutet: Bei Glatteis, Schnee oder Schneematsch sind Winterreifen vorgeschrieben. Wer trotzdem mit Sommerreifen unterwegs ist, oder Winterreifen ohne das Symbol des Bergs mit einer Schneeflocke aufgezogen hat, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern bei einem Unfall auch den Versicherungsschutz. Den Kommt es zu einem Unfall und das Auto war nicht mit Winterreifen ausgerüstet, kann die Versicherung die Zahlung verweigern oder kürzen. Der Fahrer bleibt dann unter Umständen nicht nur auf dem Schaden am eigenen Auto sitzen, sondern muss auch noch die Kosten des Unfallgegners tragen.

Kosten und Nutzen: Eine Investition, die sich lohnt

Kosten und Nutzen: Eine Investition, die sich lohnt

Ja, Winterreifen kosten Geld. Aber ist es das nicht wert, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht? Ein zusätzlicher Satz Reifen bedeutet nicht nur, dass die Sommerreifen länger halten, sondern auch mehr Sicherheit auf winterlichen Straßen. Und wer einmal die Vorteile von Winterreifen bei Eis, Schnee und Kälte erlebt hat, wird diese Investition schnell als lohnenswert empfinden. Zudem bieten viele Werkstätten heute günstige Wechsel- und Einlagerungspakete an. So muss man sich weder um den Reifenwechsel noch um die Einlagerung kümmern. Wer diesen kleinen Mehraufwand in Kauf nimmt, erhält dafür eine deutlich erhöhte Fahrsicherheit und eine entspannte Fahrt durch den Winter.

Fazit: Winterreifen sind kein Luxus, sondern Pflicht

Fazit: Winterreifen sind kein Luxus, sondern Pflicht

Ob der erste Schnee schon gefallen ist oder nicht: Winterreifen sind unverzichtbar, sobald die Temperaturen sinken. Sie bieten mehr Grip, kürzere Bremswege und ein sichereres Fahrverhalten bei Kälte. Sommerreifen haben bei winterlichen Straßenverhältnissen schlichtweg keine Chance. Wer auf Winterreifen verzichtet, spielt mit seiner Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer.

Also: Sobald das Thermometer die 7-Grad-Marke unterschreitet, sollten die Sommerreifen in den Keller wandern. Denn Winterreifen sind nicht nur im Schnee Gold wert – sie sind der unsichtbare Schutzengel auf kalten Straßen.

Ihnen hat dieser Artikel gefallen? Dann haben wir noch einen weiteren Lesetipp für Sie. Im Artikel „Von Reifen zu Risotto: Der unerwartete Aufstieg des Guide Michelin“ erzählen wir die Geschichte einer erfolgreichen Marketingkampagne des französischen Reifenherstellers, die bis heute die Gourmets in aller Welt in Atem hält.

Eisige Straßen, starker Grip: Winterreifen und ihre kalte Mission
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