Essen & Konsum
29.01.2024
Artikel zum Hören 06:07 Min.
Lesedauer ca. 5 :00 Min.
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Die knusprige Wahrheit: Warum das Croissant eigentlich aus Wien stammt

Dieses Gebäck darf auf keinem Frühstückstisch fehlen – die Rede ist vom Croissant. Für die meisten unter uns ist es wohl das typischste Symbol für die französische Lebensart. Dumm nur, dass es eigentlich nicht aus Frankreich stammt. Oder? Es ranken sich so manche Mythen um die Herkunft des heutigen Frühstückklassikers. Welche Legende sich am Ende durchgesetzt hat, erfahren Sie in diesem Beitrag. Wir nehmen Sie mit auf eine königliche Geschmacksreise.

Ob als süße Variante mit leckerer Marmelade, Honig oder Schokoladencreme oder herzhaft belegt mit Käse oder Schinken, ob in Cappuccino getunkt oder ganz einfach pur genossen – der Verzehr-Kreativität rund ums Croissant sind keine Grenzen gesetzt.
Gleiches gilt für die Geschichte des sichelförmigen Gebäcks. Um das kleine, kulinarische Kulturgut aus Frankreich ranken sich so manche Mythen und Geschichten. Heute noch den Wahrheitsgehalt genau zu bestimmen, fällt schwierig. Der ältesten – und wahrscheinlichsten – Legende zufolge stammt das Croissant nicht aus Frankreich, sondern aus Österreich. Klingt verrückt? Ist es aber nicht. Wir blicken zurück ins Jahr 1683. Der Legende nach wurden Wiener Bäcker bei ihrer nächtlichen Arbeit auf lautes Klopfen und Hämmern unter der Erde aufmerksam und schlugen Alarm . Zu Recht. Denn wie sich herausstellte, waren die Osmanen gerade dabei, einen Tunnel unter der Stadt zu graben. Nur durch das schnelle Handeln der Handwerker konnte die Eroberung der Stadt vereitelt und die Angreifer in die Flucht geschlagen werden. Um diesen Sieg gebührend zu feiern, taten die Bäcker das, was sie am besten können: sie backten. Das Ergebnis war ein halbmondförmiges Gebäck, das sogenannte „Kipferl“, in Anlehnung an den Halbmond der türkischen Flagge.

Von der Alpenrepublik nach Versailles

Von der Alpenrepublik nach Versailles

Doch wie kam das Croissant in sein heutiges Heimatland Frankreich? Der Ausgangspunkt liegt fast ein Jahrhundert später, genauer gesagt, im Jahr 1770. Damals heiratete die erst 14-jährige Prinzessin Marie Antoinette von Österreich aus Gründen der Staatsräson den 15-jährigen französischen Thronfolger, Ludwig XVI.

Als der Umzug von Österreich nach Versailles anstand, war für Marie Antoinette klar: Das „Kipferl“ samt Bäcker mussten mit in die neue Heimat. Innerhalb kürzester Zeit machte sich das außergewöhnliche Gebäck auch auf französischem Boden einen Namen – und in einer der vielen Pariser Pâtisserien entstand das Croissant: etwas knuspriger und luftiger als das „Kipferl“. Der heutige Name leitet sich übrigens von „lune croissante“, dem französischen Wort für „aufgehender Mond“ ab. Also steckt auch heute noch ein bisschen die österreich-türkische Vergangenheit mit drin.

Französische Revolution sorgte für Aufschwung

Französische Revolution sorgte für Aufschwung

Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 verhalf dem Croissant zu noch größerer Bekanntheit. Denn mit der Verbesserung des Lebensstandards wurde das leckere Gebäck jetzt auch für die breite Bevölkerung erschwinglich. Auch die sozial schwächeren Schichten konnten sich nun Backzutaten wie Butter, Mehl und Zucker leisten und selbst eifrig den Backlöffel schwingen.

Weitere Mythen:

Auch wenn die königliche Legende die wohl wahrscheinlichste ist von allen, möchten wir Ihnen die anderen Mythen rund um das Croissant nicht vorenthalten.

Traditionelles Klostergebäck
So ist eine weitere Erklärung für den Ursprung des Croissants in der Religion zu finden. Schon früh gab es die erste Bäckereien in Klöstern. Zu wichtigen Glaubensfesten wurden schon damals besondere Backwaren hergestellt. Unter anderem zu Ostern. So wurden ab 1000 n. Chr. kleine Teilchen in Form von Ziegenhörnern gebacken, die ebenfalls an das heutige Croissant erinnern.

Lasset die Zahlen sprechen
Historiker sind sich einig: Erste Erwähnungen gehen auf das Jahr 1853 zurück. In einem Nachschlagewerk ist vom Croissant als einem nicht näher beschriebenen Gebäck die Rede. Zehn Jahre später taucht dann auch die Sichelform auf. Und erst weitere Jahrzehnte später fanden Experten ein niedergeschriebenes Rezept.

Das moderne Hefegebäck, wie wir es heute kennen, entstand erst um 1900. So fand man ein Rezept datiert auf das Jahr 1915, wonach das Croissant mit Hilfe der Blätterteigtechnik, aber auf Hefeteigbasis, hergestellt wurde.

Kein einfaches (Back-) Unterfangen
Wer sich selbst als Corissantbäcker versuchen möchte, sei gewarnt. Denn Croissant-Teig kann richtig zickig sein. In einen kalt angerührten Hefeteig aus Mehl, Salz, Zucker, Wasser, Butter und Hefe, wird die Butter wie bei einem Blätterteig sorgfältig eingearbeitet. Durch mehrmaliges Zusammenfalten entstehen abwechselnd unzählige Schichten aus Hefeteig und Butter gebildet. Die beim Backen aufsteigende Feuchtigkeit wird durch die Butterschichten zurückgehalten und so entstehen die unzähligen Lufttaschen, die später beim Durchschneiden eines Croissants sichtbar werden.

Das einzig wahre Croissant
Eines ist sicher: Auch wenn die Franzosen nicht die Urväter des Croissants sind, so haben sie es doch im Laufe der Zeit zu dem gemacht, was es heute ist. Ein buttriges, dennoch luftiges leichtes und knuspriges Gebäck, das zwischen den Fingern zergeht und einem die Butter zwischen den Fingern und das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Fast hätten wir es vergessen: Da ist noch die Sache mit dem Baguette. Und ja, Sie ahnen es schon – auch das kommt nicht wirklich aus Frankreich. Aber, um es mit dem großen Michael Ende zu sagen: Das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Nun wünschen wir einfach nur Bon Appétit!

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